Kardinälinnen: Ein Schritt für eine glaubwürdige Kirche
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Die katholische Kirche kämpft an vielen Fronten um ihre Glaubwürdigkeit. Die Rolle der Frauen ist dabei eine zentrale Frage. Dass hier Veränderung nötig ist, steht außer Frage. Wie diese Veränderung aussehen sollte, ist aber umstritten.
Jüngst hat der frühere Abt von Einsiedeln Martin Werlen die Ernennung von Kardinälinnen ins Gespräch gebracht. Bei einem Podium der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" auf den Salzburger Hochschulwochen sagte er, die Zeit für Kardinälinnen sei reif und dürfe nicht weiter hinausgezögert werden. Die Idee ist alt; aber zuletzt hatte Papst Franziskus der Forderung eine Absage erteilt. Zugleich ernannte er aber als erster Pontifex der Geschichte Frauen zu Präfektinnen von Kurienbehörden: Eine Funktion, die traditionell mit der Kardinalswürde verbunden ist. Die Praxis bewährt sich, und man kann sich fragen: Warum nicht auch den letzten Schritt gehen?
Theologisch spricht nichts dagegen. Kardinäle sind keine geweihten Ämter im Sinne des Priester- oder Bischofsamtes, sondern vom Papst ernannte Berater und Wahlmänner. In der Kirchengeschichte gab es immer wieder Formen der Kardinalsernennung, die nicht auf das Priesteramt beschränkt waren. Auch der Kirchenrechtler Gianfranco Ghirlanda SJ betont: Eine Frau könnte rechtlich durchaus Kardinälin werden. Es ist allein eine Frage des Willens – und des Mutes zur Veränderung.
Die Debatte um die mögliche Ernennung von Frauen zu Kardinälinnen bringt eine längst überfällige Frage auf den Punkt: Wie lange kann sich die Kirche noch eine Lehre und Praxis leisten, die Frauen systematisch von Entscheidungspositionen ausschließt? Die Kirche redet viel von Gleichwertigkeit der Geschlechter, von Würde und Berufung. Doch solange Frauen nicht dort mitentscheiden dürfen, wo Weichen gestellt werden – im Kardinalskollegium, im Vatikan, in Bischofssynoden mit vollem Stimmrecht – bleiben diese Worte hohl.
Die Ernennung von Kardinälinnen wäre kein symbolischer Akt, sondern ein starkes Zeichen für Erneuerung und Gerechtigkeit. Ich bin überzeugt: Die Kirche würde durch Frauen in Leitungsfunktionen gewinnen. Es würde sich vieles ändern – aber sicher nicht zum Schlechteren.
Der Autor
Max Cappabianca ist Mitglied des Dominikanerordens und unter anderem als Moderator von Kirchensendungen in Sat.1 tätig.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.
