BDKJ setzt auf Fortsetzung des Reformprozesses

Nach Interview: Oster sieht Papst Leo in Kontinuität zu Franziskus

Veröffentlicht am 19.09.2025 um 15:24 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Klare Kante: Papst Leo XIV. stellt in einem Interview Weichen gegen Reformen. Zwischen Kritik, Kontinuität und vorsichtigem Lob fallen die Bewertungen unterschiedlich aus. Mit Stefan Oster hat sich auch ein deutscher Bischof dazu geäußert.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht das erste große Interview mit Papst Leo XIV. in Kontinuität zu Vorgänger Franziskus. "Ausnahmslos jeder Mensch ist geliebtes Kind Gottes – und es ist unsere Aufgabe, diese Botschaft auch im Umgang mit jedem Menschen deutlich zu machen", sagte Oster, der sich am Freitag als erster deutscher Bischof zu dem Interview äußerte. Und dass auch die Lehre zu Ehe und Familie gültig bleibe wie bisher, habe auch Franziskus mehr als einmal betont. Dasselbe gelte für die Frage nach der Zulassung zum Diakonen- und Priesteramt.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) setzt nach dem Interview auf eine Fortsetzung des Reformprozesses. Viele Gläubige erwarteten, dass die Kirche Antworten auf Fragen nach Gleichberechtigung und Anerkennung von Vielfalt sowie Machtverteilung gebe, sagte der BDKJ-Bundesvorsitzende Volker Andres der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wenn diese Erwartungen nicht aufgenommen würden, wachse die Gefahr, "dass sich Menschen enttäuscht und entfremdet von der Kirche abwenden".

Das am Donnerstag veröffentlichte Interview, das Papst Leo XIV. einer US-Journalistin gegeben hat, ähnelt einem Regierungsprogramm. Dabei ließ er auch die "heißen Eisen", die die Kirche weltweit bewegen, wie Sexualität und die Rolle der Frau, nicht aus. Das im Mai gewählte Oberhaupt der katholischen Kirche erklärte, dass es mit ihm keine Änderungen der kirchlichen Lehre zur Sexualmoral oder die Weihe von Frauen geben werde. Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare lehnt er ab; lediglich "nicht-ritualisierte", persönliche Segnungen hält er für möglich. Im Zentrum seiner Aussagen stand die "Stärkung der traditionellen Familie". Das erste große Interview des neuen Papstes stieß auf Kritik von Reformgruppen und liberalen Katholiken in Deutschland, die zuletzt beim Synodalen Weg genau an diesen Themen arbeiteten. (tmg/KNA)