Bätzing nach Leo-Interview: Manchmal wundern mich Erwartungen an Papst
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hat gelassen auf die jüngsten Interview-Aussagen von Papst Leo XIV. reagiert. "Manchmal frage ich mich: Was ist die Erwartung der Menschen an einen neuen Papst?", sagte Bätzing zum Auftakt der DBK-Vollversammlung am Montag in Fulda. Der Pontifex sei kein "Zauberer". Der Papst sehe die Spannungen in der Kirche und wolle verbinden. Das sei seine klare Botschaft. "Das ist auch sein Auftrag, bei dem wir ihn unterstützen wollen."
Papst Leos Weg sei der der Synodalität, so Bätzing weiter. Er nehme auch das vatikanische Segenspapier "Fiducia supplicans" nicht zurück. Das sei für die im April veröffentlichte Handreichung "Segen gibt der Liebe Kraft" von DBK und Zentralkomitee der deutschen Katholiken für die Segnungen von Paaren, die nicht heiraten können, wichtig. Bei dieser habe man maßvolle Erweiterungen von "Fiducia supplicans" vorgenommen, die für die pastorale Situation in Deutschland passten. Dabei sei man im Austausch mit dem vatikanischen Glaubensdikasterium gewesen. "Wir haben keine Rituale veröffentlicht für irgendwelche Segnungen, sondern legen die Verantwortung für die Gestalt eines solchen Segens in die Hand der Seelsorgerinnen und Seelsorger", so Bätzing. Es gebe keinen Grund, die Handreichung zurückzunehmen.
Papst Leo XIV. hatte sich in vergangene Woche veröffentlichten Interview-Ausschnitten erstmals zu vieldiskutierten Reformthemen geäußert. Darin kritisierte er unter anderen Ritus-artige Segensfeiern für "Paare, die sich lieben" und erklärte, beim Thema LGBTQ nicht weiter polarisieren zu wollen. Zudem betonte er, dass er derzeit keine Veranlassung sehe, das Diakonat für Frauen zu öffnen. Er sei aber offen für eine weitere Vertiefung dieses Themas.
Im Austausch wegen Synodalkonferenz
Im Blick auf Reformen erklärte Bätzing, die Kirche in Deutschland habe in den Dokumenten des Synodalen Wegs ihre Sicht dargelegt und in den weltkirchlichen Prozess eingebracht. Etwa bei der Frage nach der Frauenordination habe man keine Forderungen gestellt, sondern die Argumente für die Zulassung von Frauen zum Diakonat genannt. Der Papst habe gesagt, die Frage werde weiter bearbeitet. "Ich bin damit sehr zufrieden", so Bätzing.
Zur geplanten Einrichtung und Satzung einer bundesweiten Synodalkonferenz sagte Bätzing, dieses Vorhaben liege ganz auf der Linie der Weltsynode. Diese fordere, das synodale Prozesse auf allen Ebenen der Weltkirche institutionalisiert werden. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zu einer solchen Satzung kommen." Dabei sei man auch im engen Austausch mit den römischen Dikasterien. Der Papst unterstütze das und habe klar signalisiert, dass es möglich sein müsse, eine stärkere Beteiligung der Laien und das Recht der Bischöfe zusammenzubringen, betonte der DBK-Vorsitzende.
Am Grab des heiligen Bonifatius sind die deutschen Bischöfe zusammengekommen.
Mit Sorge äußerte sich der DBK-Vorsitzende zur gesellschaftlichen Situation in Deutschland und kritisierte dabei die AfD scharf. Er rief dazu auf, die Partei nicht zu wählen. "Ich rate ab, diesen Spaltern noch mehr Stimmen in unserem Land zu geben", so Bätzing. Die AfD sehe Potenziale im konservativen Lager der Kirchen. Doch der völkische Nationalismus der AfD sei mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild nicht vereinbar. Bätzing unterstrich, es sei gleichzeitig wichtig, dass die Kirche mit potenziellen AfD-Wählern im Dialog bleibe: "Es ist entscheidend, dass die demokratische Mitte zusammensteht und sich nicht auseinandertreiben lässt." Die katholische Kirche wolle zur Stärkung von Dialog und Demokratie beitragen. Dies habe er zuletzt auch im Gespräch mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zugesagt.
Lage in Gaza
Angesichts der Lage im Gaza-Streifen kritisierte Bätzing das Vorgehen der israelischen Regierung. Die Kirche stehe an der Seite Israels, und das Land habe das Recht, sich gegen den Terror des 7. Oktober 2023 und ständige Angriffe zu wehren. Auch die israelischen Geiseln in den Fängen der Hamas-Terroristen müssten freigelassen werden. Aber: "Es ist menschenverachtend, was im Moment im Gazastreifen geschieht. Zehntausende Unschuldige haben ihr Leben gelassen. Viele erleiden Hunger. Jetzt sind Hunderttausende auf der Flucht und wissen nicht, wohin." Die einzige Lösung sei die Zwei-Staaten-Lösung. "Dafür muss auch Israel wieder neu bereit sein." Gleichzeitig sprach Bätzing allen Juden, die vom wachsenden Antisemitismus in Deutschland betroffen sind, seine Solidarität aus. "Jüdinnen und Juden sind unsere Mitbürger, sie haben jedes Recht, ihre Zukunft hier zu gestalten."
Die deutschen Bischöfe beraten bis Donnerstag in Fulda. Weitere Themen sind der Umgang mit den Ergebnissen der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, ein Rückblick auf das kirchliche Handeln seit dem "Flüchtlingssommer" 2015 sowie die aktuelle Lage in der Ukraine. An den Beratungen nicht teilnehmen kann der Fuldaer Bischof Michael Gerber. Er befindet sich nach einer Krebs-Operation weiterhin in Behandlung. Bätzing richtete Genesungswünsche an Gerber und versicherte ihn der Gebete seiner Amtsbrüder. (mal)
