Standpunkt

Für viele Gläubige ist das Papier zum Frauendiakonat eine Enttäuschung

Veröffentlicht am 10.12.2025 um 00:01 Uhr – Von Matthias Drobinski – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die vatikanische Kommission zum Frauendiakonat lässt in ihrem neuen Dokument vieles offen. Wieder heißt es: weiterforschen. Doch wie lange noch, fragt Matthias Drobinski. Bis Frauen endgültig frustriert aufgeben?

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Eigentlich nein, vielleicht aber irgendwie doch – so lässt sich das Dokument zusammenfassen, das die vatikanische Kommission zum Frauendiakonat nun veröffentlicht hat. Dürfen nur Männer geweiht werden, weil Jesus ein Mann war? Fünf Kommissionsmitglieder sagen: Ja, so ist’s, fünf sehen das anderes. Auch darüber, wie ein solches Frauendiakonat aussehen könnte, bleibt die Gruppe uneins. Und so steht am Ende in kräftiges: Da müsste man mal weiterforschen. Bis die letzte Frau, die eine Berufung in sich spürt, frustriert aufgegeben hat? 

Ja: niemand schlägt hier knallend die Türen zu, weder die Frauen und Männer aus der Kommission noch Papst Leo XIV. Der stellt sein Nein zum Frauendiakonat als persönliche Auffassung dar, nicht als unumstößliche Kirchenlehre. Die Kommission wiederum gibt auch dem Zweifel Raum, sie hat es sich erkennbar nicht leicht gemacht hat. Fürs römische Kirchengetriebe mag das ein Fortschritt sein – für viele Gläubige ist es eine Enttäuschung. Die Argumente für ein Frauendiakonat sind stark, zusammengefasst zum Beispiel im Handlungstext "Frauen im sakramentalen Amt" des Synodalen Wegs. Die Gegenargumente beziehen sich vor allem auf die Kirchengeschichte – und dass mit einem Frauendiakonat das Bild vom männlich-zölibatären Priester Kratzer bekommen könnte. Aber hat es die nicht schon längst? 

So zeigt sich die Auseinandersetzung um ein Frauendiakonat zunehmend als der Streit zwischen theologischem Argument und innerkirchlicher Identitätspolitik. Anders ist die Wut kaum zu erklären, die auf die Theologin und Papstberaterin Linda Pocher niederprasselte, als sie in der italienischen Zeitung "La Repubblica" das römische Nein zur Frauenweihe als eines die letzten Bollwerke männlichen Einzigartigkeitsdenkens bezeichnete. Geht es nicht tatsächlich vielen der verunsichert Empörten genau darum, wenn sie die katholische Identität darüber definieren wollen, dass angeblich Frauen von Anbeginn und bis in alle Ewigkeit weiheunfähig sein sollen? 

Von Matthias Drobinski

Der Autor

Matthias Drobinski ist Chefredakteur der Zeitschrift "Publik-Forum".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.