Mehr Differenzierung, außer beim "Heiklen"

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Der Berg kreißte und gebar…, sagen wir mal: eine freiere Gesprächskultur und gewisse Differenzierungen. Laut Kardinal Schönborn war das eine der beiden großen Streitthemen "generellen Lösungen" nicht zugänglich, das andere Vielen "zu heikel". Die Botschaft der Synode liege im großen "Ja" zur Familie, die kein "überholtes Modell" sei, sondern "fundamentale Wirklichkeit der Gesellschaft". Ahnten wir das nicht schon?
Jahrhunderte lang äußerte sich die Kirche so wenig zur Familie wie Jesus. Das haben Päpste und Bischöfe in den letzten Jahrzehnten überkompensiert. Wie viel Familienwirklichkeit sie mit ihrer Familienberedsamkeit verändert haben, weiß der Himmel. Dass christliche Familien seltener zerbrechen, mehr Kinder haben und ihr Miteinander harmonischer schildern, hat wohl mit dem Glauben zu tun. Aber nicht mit einem "Evangelium von der Familie", sondern mit dem Evangelium an sich.
Die deutsche Synoden-Sprachgruppe leistete Beachtliches: differenziert, sensibel, mutig, demütig – und erstaunlich konsensuell. Hut ab! Für die zivil Geschiedenen wurde die Tür aus der Ausweglosigkeit eines Zölibats ohne Charisma vorsichtig geöffnet, ohne die unauflösliche Ehe in Frage zu stellen. Darauf kann der Papst, der kein Vollzugsorgan der Synode ist, aufbauen.
Seine Gegner, deren Übelste ihn zuletzt als hirnkrank oder manipulativ hinstellten, beschied er im Schlusswort, dass "die wahren Verteidiger der kirchlichen Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben, sondern jene, die den Geist hochhalten; nicht Ideen, sondern Menschen; nicht Vorschriften, sondern Gottes kostenlose Liebe und Vergebung".
Die aktuellen "Papsttreuen" hoffen nun auf ein nachsynodales Schreiben, das nicht von der Angst geleitet ist, Lehrmodifikationen könnten einen Zacken aus der Krone des zeitlosen Wahrheitsanspruchs der Kirche brechen. Diese Angst sowie die kulturelle Ungleichzeitigkeit der Weltkirche und der Höchstwert ihrer Einheit versperrten den Weg zu einer wissenschaftlich adäquateren Bewertung gleichgeschlechtlicher Liebe.
Danach aber muss sich die Kirche wieder jenen Geheimnissen des Glaubens zuwenden, die weit mehr als ihre Schlafzimmerexpertise dafür entscheidend sind, ob man Christ wird oder bleibt.