Methoden von Vorgestern

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In zwei Wirklichkeiten lebt die Kirche. Die eine ist hell und strahlend. Die erleben wir in diesen Tagen gleich zweifach: auf dem Katholikentag in Leipzig und heute, an Fronleichnam. Wenn etwa die Prozession vom Kölner Dom farbenprächtig mit Menschen vieler Kulturen singend und betend durch die Straßen zieht, erscheint die Kirche in schönstem Licht, eben bei besonderen Ereignissen wie diesen.
Auf der zweiten Wirklichkeit, der alltäglichen, liegt viel Schatten. Das ist schon am nächsten Wochenende wieder zu besichtigen, wenn deprimierend wenige Gläubige die Gottesdienste besuchen. Die Depression wird noch verstärkt dadurch, dass in den Messen kaum junge Leute zu finden sind. Die Kirche hat einen Großteil der Jugend verloren. In der Sinus-Studie von 2012 steht, die Kirchen hätten mit der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen kaum noch etwas zu tun.
Man sollte meinen, dass ein solcher existenzgefährdender Befund die Kirche auf allen Ebenen in helle Aufregung versetzt. Aber davon ist wenig zu spüren. Sicher gibt es in vielen Gemeinden Jugendgottesdienste – oft ohne Jugendliche – und vor allem in größeren Städten Zentren für Jugendpastoral. Es gibt Night Fever und anderes Lobenswertes. Aber von einem massiven und breiten Aufbruch der Kirche zur Jugend, also zu ihrer Zukunft hin, kann keine Rede sein. Umso mehr von 'business as usual' und einer Mischung aus Fatalismus und Phlegma, mit der die Kirche den Niedergang zu ertragen scheint.
'Kommunikation' ist das Stichwort, das für die Lebenswirklichkeit junger Menschen heute steht. Auf allen möglichen elektronischen Kanälen wird viel geisttötender Inhalt kommuniziert, aber die Methoden sind hochprofessionell.
Die Kirche hat viel Geist anzubieten, auch jungen Menschen, aber ihre kommunikativen Methoden sind von Vorgestern. Man braucht nur einen normalen Gottesdienst zu besuchen. Beispiel letzter Sonntag, Paulus-Brief in der Lesung. Wer versteht den Satz "Wir rühmen uns unserer Bedrängnis, denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld …"? Zumal wenn der Satz schlecht vorgetragen wird, was ja vorkommen soll. Nein, so kann man junge Menschen nicht erreichen – ältere auch nicht.