Beitrag eines Archäologen erscheint im "Osservatore Romano"

Vatikanzeitung schreibt über Diakoninnen

Veröffentlicht am 28.09.2016 um 18:46 Uhr – Lesedauer: 
Vatikanzeitung schreibt über Diakoninnen
Bild: © KNA
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Vatikanstadt ‐ Die Diakoninnen waren in der frühen Kirche ungleich stark verbreitet. Wo sie waren und warum sie dort vertreten waren, schreibt nun ein Archäologe in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano".

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Das Amt der Diakonin war in der frühen Kirche im Osten offenbar wesentlich stärker verbreitet als in Rom. Von rund 30 bekannten antiken Inschriften, die auf Diakoninnen verwiesen, stammten nur eine aus Rom und zwei aus Italien, jedoch 25 aus der heutigen Südtürkei, schreibt der Archäologe und Epigrafik-Experte Carlo Carletti in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Donnerstagsausgabe).

Den Befund gelte es bei der historischen Frage nach Dienstämtern von Frauen in der Kirche zu berücksichtigen. In diesem Punkt gebe es "keine Hierarchie der Quellen", so Carletti unter Bezug auf die spärlichen Hinweise auf Diakoninnen in der Bibel.

Als Grund für die stärkere Bezeugung von Diakoninnen im Osten vermutet der Wissenschaftler ein Nachwirken des Apostels Paulus, der in diesem Raum missioniert hatte. An dessen Verkündigung habe "eine beträchtliche Zahl von Frauen aktiv mitgewirkt", so Carletti. Paulus erwähnt in seinem Brief an die Römer auch eine Frau namens Phöbe mit dem Titel Diakonin (Römer 16,1).

Linktipp: Wie war das mit den Diakoninnen?

Eine vatikanische Expertenkommission soll Klarheit über die Diakoninnen in der frühen Kirche schaffen. Folgen für die katholische Lehre sind wohl nicht beabsichtigt, werden sich aber vielleicht nicht vermeiden lassen. (Artikel vom August 2016)

Begünstigend für Diakoninnen innerhalb der Kirche Kleinasiens könnte laut Carletti auch die räumliche Nachbarschaft zu Kulten wie der sogenannten Montanisten oder Enkratiten gewesen sein, in denen Frauen kultische Funktionen ausübten. In der westlichen Kirche entwickle sich hingegen eine "fast völlige Unkenntnis weiblicher Dienstämter".

Diakonin Nyna Mitglied der kirchlichen Hierarchie

So rühre die inschriftliche Bezeichnung "Diakonin" in der Hälfte der wenigen bekannten Beispiele im Westen nicht von der Funktion der betreffenden Frau her, sondern vom Beruf ihres Ehemanns oder Bruders.

Laut Carletti konzentrieren sich die Inschriftenzeugnisse für Diakoninnen auf die Landschaften Lykaonien, Phrygien und Pisidien in der heutigen Südtürkei. Größtenteils handle es sich um Grabinschriften vom Ende des 3. bis Anfang des 6. Jahrhunderts. Zumindest in Pisidien finde sich ein Hinweis, dass eine Diakonin namens Nyna Mitglied der kirchlichen Hierarchie gewesen sei, heißt es im Gastbeitrag der Vatikanzeitung.

In der katholischen Kirche ist das Diakonen-Amt nach geltendem Recht Männern vorbehalten. Faktisch wird die Diakonweihe oft als Vorstufe zur Priesterweihe gespendet. Papst Franziskus setzte im August eine wissenschaftliche Kommission ein, die die Rolle der Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen soll. (KNA)

29.09.2016, 12 Uhr: Tippfehler im letzten Absatz korrigiert.

Linktipp: Diese Aufgaben könnten Diakoninnen übernehmen

Karl-Heinz Menke ist Mitglied der vatikanischen Kommission zum Diakonat der Frau. Jetzt äußert er sich zu möglichen künftigen Aufgaben für Frauen in der Kirche und zu ihrer Zulassung zum Weihesakrament. (Artikel vom August 2016)