Was der Tag mit Taufe und Erstkommunion zu tun hat

Das hat es mit dem Weißen Sonntag auf sich

Veröffentlicht am 28.04.2019 um 00:01 Uhr – Von Matthias Altmann – Lesedauer: 
Kinder bei der Erstkommunion.
Bild: © KNA

Bonn ‐ Seinen feierlichen Namen verdankt der Weiße Sonntag als erster Sonntag nach Ostern den weißen Gewändern der neugetauften Christen. Der Tag birgt auch heute für junge Christen ein wichtigstes Ereignis.

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Am Weißen Sonntag wird Erstkommunion gefeiert: In vielen Pfarrgemeinden gilt dieser Grundsatz nach wie vor. An diesem Tag dürfen Kinder im Grundschulalter – meist sind es Drittklässler – das erste Mal an den Tisch des Herrn treten. Mancherorts hat sich inzwischen durchgesetzt, dass die Mädchen und Jungen– statt früher ein weißes Kleid beziehungsweise einen Anzug – eine einheitliche Albe tragen. Dahinter steckt die Absicht,  den "Konkurrenzdruck" der Eltern bei der Kleiderwahl und die dem Festanlass widersprechende Fixierung auf Äußerlichkeiten ein wenig abzumildern.

Auch wenn sich der Name Weißer Sonntag nicht von der Farbe der Kleidung der Kommunionkinder ableitet – mit weißen Gewändern hat er durchaus etwas zu tun. In der frühen Kirche wurden die erwachsenen Taufbewerber, Katechumenen genannt, in der Osternacht getauft und erhielten ein weißes Kleid. Das sollte die Reinigung durch das Taufwasser versinnbildlichen und ein Zeichen für den in Christus neu geborenen Menschen sein. Gleichzeitig erhielten die Neugetauften in der Osternacht zum ersten Mal die Eucharistie.

Hinter dem Kommunionkind ist eine Häuserwand, auf die ein Baum und eine Wiese gemalt sind.
Bild: ©fotofrank/Fotolia.com

Ein Junge mit Anzug am Tag seiner Erstkommunion - vielerorts tragen Kinder aber während des Gottesdienstes eine einheitliche weiße Albe.

Etwa ab dem siebten Jahrhundert entwickelte sich der Brauch, die weißen Taufkleider von der Osternacht an acht Tage lang zu tragen – bis zum ersten Sonntag nach Ostern. Dieser Tag – der Weiße Sonntag, lateinisch "Dominica in albis" – bildet den Abschluss der Osteroktav (der acht Tage nach dem Osterfest), die bis in die Gegenwart vereinzelt als "Weiße Woche" bezeichnet wird.

Ein anderer Sonntag war weiß

Ursprünglich wurde eigentlich der erste Fastensonntag als Weißer Sonntag bezeichnet. An diesem Tag zogen in Rom die an Ostern zu Taufenden erstmals in weißen Taufkleidern in die Kirche ein. Erst später setzte sich dieser Titel als Bezeichnung für den ersten Sonntag nach Ostern durch.

Mit der zunehmenden Verbreitung der Säuglingstaufe verschwand auch die ursprüngliche Einheit von Taufe und erstmaliger Teilnahme an der Kommunion. Doch auch nach dem Schwinden der Erwachsenentaufe blieb der enge Taufbezug des Weißen Sonntags im Bewusstsein und wurde mit der Feier des Taufgedächtnisses an diesem Tag verbunden. Da die Erstkommunion als Erneuerung der Taufe und bewusste Eingliederung in die christliche Gemeinde verstanden wurde, wurde der Weiße Sonntag etwa ab dem 17. Jahrhundert zum bevorzugten Termin für dieses Initiationssakrament. Vorher war das Alter für den ersten Empfang der Kommunion nicht genau festgelegt, das Alter der Erstkommunikanten schwankte je nach Region zwischen sieben und 14 Jahren. Vorbereitung und Festsetzung des Termins waren Sache der Eltern.

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Video: © Mediaplus X und Bernward Medien

Was ist die Erstkommunion? Eine Folge der Serie "Katholisch für Anfänger".

Nach dem Konzil von Trient (1545–1563) nahmen sich besonders die Jesuiten der Sache an. Nach einer gemeinsamen Vorbereitung der Kinder gab es eine gemeinsame Feier in der Pfarrei: Erstmals 1661 in München, 1673 in Luzern und 1678 im elsässischen Schlettstadt. Nachdem es im 19. Jahrhundert vielerorts sogar bischöfliche Anweisungen gab, die Erstkommunion ausschließlich am Weißen Sonntag zu feiern, ist es in den vergangenen Jahren auch aus praktischen Erwägungen üblich geworden, das Fest auch auf andere Sonn- oder Feiertage der Osterzeit zu legen. In nicht wenigen Pfarreien wird heute die Erstkommunion beispielsweise an Christi Himmelfahrt gefeiert.

Papst erfüllt Wunsch einer Ordensschwester

Am Weißen Sonntag des Jahres 2000 – damals der 30. April – wurde in der katholischen Kirche auf Veranlassung Papst Johannes Pauls II. erstmals am Sonntag nach Ostern der Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit begangen. Er erfüllte damit einen Wunsch der Ordensfrau Faustina Kowalska, die er an diesem Tage heiliggesprochen hatte. Schwester Faustina berief sich auf Visionen, in denen ihr Jesus Christus sein Verlangen mitgeteilt habe, ein solches Fest zu begehen.

Der Weiße Sonntag wurde früher auch Quasimodogeniti genannt – an diesem Tag begann ein Kehrvers in der Messe mit den Worten "Quasi modo geniti infantes" ("Wie die neugeborenen Kindlein"). In Victor Hugos Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" wird der bucklige Glöckner der Pariser Kathedrale als Kind an diesem Sonntag aufgefunden – und daher auf den Namen Quasimodo getauft.

Von Matthias Altmann