Polen streitet über Jesus-Plüschfigur

Ein neu ins Sortiment eines katholischen Onlineshops aufgenommener Plüsch-Jesus polarisiert Polen. Der Devotionalien- und Büchershop "Dystrybucja Katolicka" bietet seit Freitag eine 30 Zentimeter große Plüschfigur an. Nachdem der Händler das neue Produkt auf Facebook präsentiert hat, wird in den Sozialen Netzwerken heftig diskutiert. Einige heißen die Idee gut, viele kritisieren sie aber stark. Jesus als Kuscheltier sei eine Profanisierung, Götzendienst oder gar ein "Werk Satans". Kinder könnten die Figur umherwerfen oder der Hund sie in seiner Schnauze durch die Wohnung tragen, lauten die Befürchtungen.
Man sei sich bewusst, dass der Plüsch-Jesus ein kontroverses Thema sei, reagierte "Dystrybucja Katolicka" auf Facebook auf die Kritik. Aber er könne auch ein "wunderbares Werkzeug zur Evangelisierung der Kleinsten" sein, da durch die Nähe zum Kuscheltier Jesus als Freund und Begleiter vermittelt werde. Die Vertriebsgesellschaft stellt auch klar, dass sie nicht der Hersteller der Figur ist, sondern sie aus dem Ausland eingekauft habe. Produzent ist die slowakische Firma "Mercy Toys". Die Puppe mit Woll-Locken, Bart und Sandalen wird zunächst zum Preis von 99 Zloty angeboten (knapp 24 Euro) und soll künftig 120 Zloty kosten.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die katholische Vertriebsgesellschaft mit Sitz in Tschenstochau (Czestochowa), dem größten Wallfahrtsort Polens, gibt an, der Plüsch-Jesus könne eine Gebetshilfe und ein Begleiter der Kleinen beim Sonntagsgottesdienst sein. Das Maskottchen sei angelehnt an die Visionen der heiligen Ordensschwester Faustyna Kowalska (1905-1938) und trage deshalb auf seiner Tunika eine Stickerei des "Allerheiligsten Herzens Jesu". Als "Emanuel – Gott mit uns" könne sie die Kinder in allen Lebenslagen begleiten. Während der Eucharistiefeier eigne sich die Plüsch-Puppe zum stillen Spiel und könne dem Kind helfen, sich das Evangelium besser vorzustellen "wenn es ein echtes Jesus-Spielzeug in der Hand hält". Darüber hinaus könne die Stoffpuppe beim Einschlafen helfen, da sie aus "besonders weichem Plüsch" sei.
"Plüsch-Jesus verletzt die religiösen Gefühle in dem Volk, das in jedem Haushalt eine Maria mit abschraubbaren Kopf hat", berichteten hingegen Satire-Medien mit Bezug auf Plastikflaschen in Madonnen-Optik, in denen Weihwasser aufbewahrt wird. Schließlich fand in der polnischen Ausgabe des katholischen Portals "Aleteia" eine Journalistin mit Verständnis für das Projekt: Ihrem fünfjährigen Sohn habe die Figur sehr gefallen und er bat sie, den Plüsch-Jesus für seinen jüngeren Bruder zu kaufen, heißt es dort. (luk)