So sollte die ideale Christmette sein

Was sich katholisch.de-Redakteure für die Christmette wünschen
Eine gute Predigt
Seit einigen Jahren gibt es in meiner früheren Gemeinde einen neuen Pfarrer, der sehr lange und gerne predigt. Trotzdem sind die Predigten nie langweilig oder mahnend, sondern geben den Raum sich Gedanken über den eigenen Alltag zu machen. Schön finde ich auch, wenn der Pfarrer nach dem offiziellen Schlusssegen einige persönliche Worte an die Gemeinde richtet und sich trotz Gottesdienst-Marathon die Zeit nimmt, die Messe nicht einfach nur "runterzurasseln".
Eine Krippensegnung
Definitiv nicht missen möchte ich die Krippensegnung am Ende der Christmette. In meiner Heimatgemeinde – die über eine der schönsten mir bekannten Krippenlandschaften verfügt – ist es Brauch, dass sich dazu alle Gläubigen auf Einladung des Priesters in der Apsis versammeln. Dort segnet der Zelebrant mit Weihwasser die Krippe, und der Weihnachtsklassiker "O du fröhliche" wird gesungen. Das ist aus zwei Gründen ein schönes Ritual: Erstens machen sich symbolisch auch die Gläubigen – wie die Hirten und die Sterndeuter – zum neugeborenen Jesuskind auf. Und zweitens lädt die Krippe zum Staunen und Verweilen nach dem Gottesdienst ein, wobei man durchaus ins Gespräch kommen und gute Wünsche zum Weihnachtsfest austauschen kann.
Viel Weihrauch
Weihnachten und Weihrauch: beides gehört für mich untrennbar zusammen. In einer richtigen Christmette sollte das Weihrauchfass bis an den Rand mit den wohlriechenden Harzen gefüllt sein. Der himmlische Geruch der Liturgie muss in dicken Rauchschwaden durch das Gotteshaus schweben, sodass er die ganze Kleidung durchdringt und sogar in den Haaren gegenwärtig bleibt, wenn man die Kirche verlässt. Ein wahres Weihnachtsgeschenk, das mindestens bis zum nächsten Tag andauert.
Ein Ministrant schwingt ein Weihrauchfass. Hoffentlich auch in der Christmette.
Das Martyrologium Romanum
Erfreulicherweise kommen am Heiligabend regelmäßig auch viele Gläubige in die Kirchen, die sonst selten einen Gottesdienst mitfeiern. Der Verdacht liegt nahe, dass einige unter ihnen mehr die familiäre Tradition antreibt als das Gedächtnis der Geburt Gottes als Mensch. Aber nicht nur für sie ist das Martyrologium Romanum, die feierliche Ankündigung der Geburt Jesu, eine wundervolle Einführung in die heilige Messe. Die eigentümlichen Zeilen machen klar: Die Kirche feiert heute nicht bloß eine fromme Legende, sondern ein tatsächliches Ereignis. Gott ist Mensch geworden. Und diese historische Begebenheit ist über alle Zeiten hinweg von überragender Bedeutung.
Klappstühle
Wie dankbar wäre ich für einen Klappstuhl oder wenigstens Sitzkarton in der Christmette! Denn einen Sitzplatz ergattert hier in der Regel nur, wer bereits mindestens eine Stunde vor Beginn in die Kirche kommt. Für alle anderen heißt es dagegen: Pech gehabt, anderthalb Stunden stehen! Das muss nicht sein.
Freundlichkeit
Raus aus der Filterblase liebe Mitchristen: Platz anbieten, Gotteslob teilen, frohe und gesegnete Weihnachten wünschen – und es auch so meinen. Denn nur durch Gemeinschaft und Nächstenliebe können auch die "Taufscheinchristen", die wir nur an Weihnachten im Gottesdienst sehen, vielleicht zu regelmäßigen Kirchgängen animiert werden.
Hat der Banknachbar in der Christmette kein Gotteslob mehr abbekommen, sollte man gemeinsam in das Gesangbuch schauen. Das wirkt gleich viel freundlicher.
Was katholisch.de-Redakteure lieber nicht mehr erleben möchten
Gequatsche
Gerne verzichten kann ich auf eine übertriebene Lautstärke vor und während des Gottesdienstes. Die Christmette ist zunächst mal eine Messe wie jede andere auch. Und wie in allen Gottesdiensten sollte man auf eine gewisse andächtige Stille achten – auch mit Rücksicht auf die anderen Gläubigen. Lautes Quatschen und Gelächter jedenfalls haben in der Messe nichts verloren. Und das ist nicht nur ein Problem der "U-Boot-Christen", also derjenigen, die nur einmal im Jahr bei der Christmette auftauchen. Auch bei regelmäßigen Kirchgängern ist – zumindest was das laute Reden vor der Messe betrifft – ein solches Verhalten zu beobachten. Und was bereits in den übrigen Gottesdiensten im Kirchenjahr ein mehr oder minder großes Problem darstellt, erlebt man potenziert an Weihnachten.
Zu wenig Gesangbücher
Es ist sehr schön, dass an Weihnachten die Kirchen voll sind. Doch mich regt es in jeder Christmette auf, wenn es nicht genügend Ausgaben des Gotteslob für alle Gläubigen gibt. Es ist verständlich, dass die Pfarreien für die wenigen Hochfeste im Jahr, an denen die Gotteshäuser voll sind, keine zusätzlichen Gesangbücher anschaffen. Doch es wäre sicherlich möglich, ein paar Mal im Jahr Liedzettel auszulegen.
Betroffenheits-Kult
Flüchtlingsboote, sozialkritische Krippen und sonstige Symbole der bürgerlichen Betroffenheit braucht kein Mensch. Jedenfalls nicht in der heiligen Nacht der Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Denn an Weihnachten feiern wir Christen die Menschwerdung Gottes, seine Inkarnation, und damit den Anbruch des Reiches Gottes auf Erden. Der Mensch Jesus von Nazareth ist das sichtbare Zeichen der Heilung der Welt durch ihren Schöpfer selbst. Die heilige Nacht bezeichnet den Beginn des Erlösungswerkes, der sich in der hochheiligen Osternacht mit der Auferstehung Jesu vollenden soll. Soziale Ungleichheit und politische Probleme anzuprangern ist sicher Aufgabe der Kirche – aber nicht in der Christmette.
Die Milieukrippe in der Kölner Kirche Sankt Maria in Lyskirchen. Die Krippe erzählt vom Thema Flucht. Als Kulisse dient 2016 einmalig das Flüchtlingsboot aus Malta, das das Erzbistum Köln gekauft hat.
Kritische Blicke
Unfassbar. Da kommen sie wieder, diese Taufscheinkatholiken, die nur an Weihnachten und Ostern in die Kirche gehen. Es scheint, als würden zu viele so denken. Da kommen Menschen an Weihnachten in den Gottesdienst, weil da doch noch "irgendetwas Wichtiges ist" und werden dann als Fremdling identifiziert und stigmatisiert. Und was, wenn sie das eigentlich gar nicht sind? Ich wünsche mir besonders an Weihnachten weniger kritische Blicke. Vor allem, weil ich nicht an meinem Wohnort im Gottesdienst bin, sondern in meiner Heimat. Und selbst wenn ich nur an Weihnachten zur Kirche gehen würde: Uns Christen steht Stolz nicht. Vorurteile erst recht nicht.
Predigten aus dem Lehrbuch
Weihnachten soll alles besonders schön sein: auch die Predigt. Und da sucht so mancher Priester Hilfe in der umfangreichen Ratgeber-Literatur. Doch leider klingen die Predigten dann auch oft so: perfekt durchgestylt, aber völlig steril, nach Lehrbuch eben.
Kirchenchöre mit Star-Tenor-Allüren
Ich freue mich über eine schöne musikalische Gestaltung der Christmette. Aber wenn die Kirchenchöre die Christmette nicht nur begleiten, sondern gleich ganz kapern, dann ist mir das zu viel: Ich will kein Konzert besuchen, sondern eine feierliche Messe zur Geburt des Herrn. Die Musik soll nicht zu fremd oder abgehoben sein, der Gottesdienst nicht unnötig in die Länge gezogen werden und die Gemeinde soll bei mindestens der Hälfte der Lieder mitsingen können und dürfen.