Standpunkt

Zum "synodalen Weg" gehört ein gewisser Konflikt mit Rom

Veröffentlicht am 16.09.2019 um 09:52 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der kritische Brief aus dem Vatikan zum "synodalen Weg" sorgt derzeit für Wirbel. Matthias Drobinski warnt: Folgen die deutschen Bischöfe und Laienkatholiken der Ansage aus Rom, ist der Reformprozess tot, bevor er begonnen hat.

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Wer noch einen Beleg sucht, dass der autoritäre Klerikalismus sich in der katholischen Kirche bester Gesundheit erfreut – hier ist er. Es ist der Brief, mit dem der Kurienkardinal und Chef der Bischofskongregation, Marc Ouellet, seinen deutschen Glaubensgeschwistern maximal unfreundlich erklärt: Wenn ihr schon über die Zukunft eurer Kirche diskutieren müsst, dann glaubt ja nicht, dass ihr irgendetwas von Bedeutung beschließen könnt. Basta. Kein Wort zum Grund, der den Prozess nötig gemacht hat, zum dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust durch den Missbrauchsskandal. Kein Wort dazu, dass Papst Franziskus die Kirche in Deutschland ermuntert hat, freimütig über die Zukunft ihrer Kirche zu diskutieren.

Folgen die deutschen Bischöfe und Laienkatholiken dieser Ansage aus Rom, ist der "synodale Weg" tot, bevor er begonnen hat. Über den Zölibat und das Frauenpriestertum, die Sexualmoral und die Machtstrukturen in der Kirche ist genug geredet worden, die Argumente sind bekannt und ausgetauscht. Will die katholische Kirche nicht immer weiter in den Strudel der Vertrauenskrise gezogen werden, muss sie klar sagen, wofür sie steht und welche Vision sie von einer glaubwürdigen Kirche hat. Und sie muss aufzeigen, wie sie diese Vorstellungen umsetzen und in der Weltkirche vertreten möchte. Dazu braucht es Beschlüsse; unverbindliche Laberrunden sind Zeit- und Energieverschwendung.

Und dazu gehört auch die Bereitschaft zum Konflikt mit denen in Rom, die die Freiheit auch des katholischen Christenmenschen als Freiheit missverstehen, alle schwierigen Themen zu meiden. Sie verkehren den Aufruf von Papst Franziskus zum katholischen Freimut ins Absurde. Von einem solchen Unterwerfungsglauben haben die Leute aber die Nase voll.

Von Matthias Drobinski

Der Autor

Matthias Drobinski ist Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung" und dort unter anderem für die Berichterstattung über Kirchen und Religionsgemeinschaften zuständig.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.