Erfurter Bischof mahnt bei Reformen Rücksicht auf Weltkirche an

Neymeyr: Dürfen mit "synodalem Weg" Papst nicht unter Druck setzen

Veröffentlicht am 06.12.2019 um 13:13 Uhr – Lesedauer: 

Erfurt ‐ Ob die Zulassung von Frauen zu geistlichen Ämtern oder eine Segnung homosexueller Partnerschaften: Nach Ansicht von Bischof Ulrich Neymeyr kann die Kirche in Deutschland hier keine Alleingänge machen. Aufgabe der Bischöfe sei es, die Verbindung zur Weltkirche aufrechtzuerhalten.

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Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat die Teilnehmer des Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland zur Rücksicht auf die Weltkirche gemahnt. Sie sollten Papst Franziskus mit ihren Beschlüssen nicht "unter Druck setzen", sagte Neymeyr am Donnerstagabend in Erfurt. Bei einer Veranstaltung zu dem am ersten Adventssonntag begonnenen sogenannten "synodalen Weg" bezog er sich damit auf Forderungen wie eine Zulassung von Frauen zu geistlichen Ämtern und eine Segnung homosexueller Partnerschaften. Solche Fragen könnten nur für die gesamte katholische Kirche geregelt werden.

Es sei für die Teilkirchen wichtig, in der Weltkirche verankert zu bleiben, erklärte Neymeyr. Aufgabe eines Bischofs sei, diese Verbindung aufrechtzuerhalten. In Anspielung auf Reformvorschläge plädierte er aber dafür zu schauen, "ob die Ankerkette länger werden kann". Zugleich begrüßte Neymeyr den auf zwei Jahre angelegten "synodalen Weg", an dem er selbst mitwirkt. Der Reformprozess sei unerlässlich, um die systemischen Ursachen für den Missbrauchsskandal durch Kirchenmitarbeiter aufzudecken, so der Bischof des Bistums Erfurt.

Sehr viel mehr möglich, ohne gegen Kirchenrecht zu verstoßen

Die Erfurter Dogmatikprofessorin Julia Knop verteidigte die Forderung, beim "synodalen Weg" klare Voten zu verabschieden. Dies sei notwendig, um Themen wie die Frauenfrage in die Weltkirche "einzuspielen", wo sie ebenfalls relevant seien. Knop, die auch am "synodalen Weg" teilnimmt, kritisierte, dass bei den Statuten des Reformdialogs sehr viel mehr möglich wäre, ohne gegen das Kirchenrecht zu verstoßen. So sollten die angestrebten Positionierungen in Form von "moralischen Selbstbindungen" erfolgen.

Auch der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Wolfgang Klose, sprach sich für klar formulierte Erwartungen aus. "Es ist an der Zeit, etwa die Forderung einer Zulassung von Frauen zum Diakonat deutlicher als bisher zu vorzubringen", so Klose.

Michael Karger vom Organisationsbüro des "synodalen Wegs" wies den Vorwurf zurück, für den Reformdialog werde der Missbrauchsskandal instrumentalisiert. Es sei jedoch ein wichtiges Ziel, die systemischen Ursachen von Missbrauch in der Kirche aufzudecken, der deren Botschaft verdunkle. Beim "synodalen Weg" gehe es aber nicht nur um andere Strukturen, sondern auch um einen "Prozess der Umkehr und Erneuerung". Alois Wolf vom Katholikenrat des Bistums Erfurt räumte ein, bislang sei noch nicht absehbar, wie der Reformdialog auch auf die Ebene der Kirchengemeinden zu vermitteln sei.

Nach intensivem Ringen hatten die Bischöfe im Frühjahr einen verbindlichen "synodalen Weg" beschlossen. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen. Unter Mitarbeit von Laien und externen Fachleuten wollen die Bischöfe ihre Positionen zu diesen Fragen klären. Am Sonntag wurde in zahlreichen großen Kirchen eine sogenannte Synodalkerze entzündet. Die eigentlichen Debatten beginnen Ende Januar. (tmg/KNA)