App "Confessara" biete Möglichkeit, "mobil von überall aus zu beichten"

"Beichten" in Corona-Zeiten: Wie eine App Katholiken helfen möchte

Veröffentlicht am 02.10.2020 um 15:42 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Das Glaubensleben wird durch die Corona-Krise auf der ganzen Welt enorm verändert. Eine Smartphone-App möchte Gläubige jetzt unterstützen, trotz Kontaktbeschränkungen und Corona-Maßnahmen beichten zu können – und so auch "ein Türöffner" für das Bußsakrament sein.

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Die Corona-Pandemie macht es beichtwilligen Katholiken nicht leicht: Weltweit fallen nicht nur Gottesdienste aus, auch traditionelle Beichtzeiten, wie etwa in der Fastenzeit vor Ostern, mussten anders stattfinden oder unterbleibenUnter diesen Umständen scheint es schwierig zu sein, das Kirchengebot, wenigstens einmal im Jahr das Sakrament der Versöhnung zur Vergebung der Sünden zu empfangen, einzuhalten.

Die Smartphone-App "Confessara" des Schweizer Unternehmens "Loma Montana" möchte dabei Abhilfe schaffen und User bei der Ausübung des Glaubens unterstützenDie App biete "Katholiken jetzt eine Möglichkeit, mobil von überall aus zu beichten", heißt es in der Beschreibung der App. Und weiter: "Der Vorgang ist möglich, weil eine Künstliche Intelligenz (KI) die App steuert." Mit wenigen Schritten könnten Gläubige so eine Sünde einsprechen.

Glauben Ausüben – trotz Kontaktbeschränkungen

Auf die Idee zu der App sei er gekommen, weil seine gläubigen Verwandten in Ecuador in der Corona-Krise sehr litten, sagt Entwickler Dominique Sievers. Gerade die ältere Generation habe aus Sicherheits- und Gesundheitsgründen das Haus nicht verlassen könnenDas Verlangen nach Nähe zu Gott sei bei ihnen besonders groß, umso fataler sei es"dass aufgrund von Kontaktbeschränkung die Ausübung des eigenen Glaubens nicht möglich ist." Die App solle es Menschen ermöglichen, den Teil ihres Glaubens ausüben zu können, der aufgrund von Corona-Maßnahmen nicht möglich sei und die Menschen in der aktuellen Krisenzeit so entlasten, sagt Sievers.

Das Ganze funktioniert so: Nachdem sie die 1,09-Euro-teure App installiert haben, können Katholiken eine Sünde in ihr Smartphone einsprechen und erhalten darauf von einer KI eine individuelle Antwort mit Empfehlungen und Bibelsprüchen aus der katholischen Glaubenswelt. Die App orientiere sich an Fällen aus tatsächlichen Beichtgesprächen, sagt Sievers. "Man muss allerdings einräumen, dass die KI aktuell noch in der Lernphase ist und deswegen weiterführende Gesprächssimulationen und tiefergehende Ratschläge zu weit führen würden. Wir haben uns deswegen sehr reduziert."

Ein Smartphone liegt auf einem Tisch, geöffnet ist die App Confessara
Bild: ©katholisch.de/Christoph Brüwer

Mit der App "Confessara" möchte das schweizer Unternehmen "Loma Montana" Gläubige bei der Beichte in der Corona-Zeit unterstützen. Aber ist eine gültige Beichte über eine App überhaupt möglich?

Doch ist eine gültige Beichte über eine Smartphone-App in dieser Form überhaupt möglich? Als der Vatikan im Frühjahr die Generalabsolution in Corona-Krisengebieten erlaubt hatte, wurden medial vermittelte Formen der Beichte gar nicht erwähnt. In einem Interview mit katholisch.de plädierte der Dortmunder Dogmatiker Thomas Ruster für Beichtgespräche am Telefon. "Bei der Beichte hat man sich ohnehin schon lange gefragt, was eigentlich das leibliche Zeichen ist und hat keines gefunden. Die Beichte ist damit ohnehin gewissermaßen als 'Fernsakrament' möglich und braucht nicht die unmittelbare körperliche Präsenz", so der Theologe. Es sei denkbar, sie in anderen Formen, etwa per Videokonferenz online oder telefonisch, durchzuführen. "Die Frage, ob die Vollmacht zur Lossprechung telefonisch wirken kann, halte ich für sehr abwegig."

Erteilen kann die Absolution allerdings grundsätzlich nur ein Priester und keine Künstliche Intelligenz. Das ist auch den Entwicklern von "Confessara" klar. "Die App ersetzt keine Beichte, das wäre ja auch nicht möglich und vermessen", sagt Sievers. Es sei "ein Mosaikstein auf dem Weg",  seinen Glauben trotz Kontaktbeschränkungen auszuüben. Um Missverständnisse zu vermeiden, werde darauf hingewiesen, dass die Absolution nur durch einen Geistlichen erfolgen könne. Dazu werden auch katholische Kirchen in der Umgebung angezeigt und Möglichkeiten, wie ein Priester erreichbar ist. Bisher sei den meisten Gläubigen auch sehr bewusst, "dass die App keinen Beichtersatz im Sinne der Absolution bietet. Darüber sind wir sehr froh", sagt Sievers.

"Türöffner" für das Bußsakrament

Viele Gläubige seien trotzdem sehr auf den Geschmack gekommen und dankbar über das Angebot, berichtet er. "Auch wenn sie natürlich die direkte Unterredung mit einem Würdenträger bevorzugen." Erste Rückmeldungen hätten zudem ergeben, dass Gläubige, die ihr Gewissen beruhigen wollten, aber aufgrund der Corona-Maßnahmen das Haus nicht verlassen durften, auf diese Lösung zurückgegriffen hätten.

Und auch für unerfahrene Pönitenten sei die App geeignet. Viele Katholiken würden die Beichte nicht gut kennen und aus diesem Grund nicht zu einem Beichtgespräch gehen, sagt Sievers. "Confessara" sei hier "auch ein Toröffner für viele die 'erstmal wissen wollen' wie eine Beichte verläuft und bringt Gläubige mit dem Sakrament der Beichte in Kontakt."

Von Christoph Brüwer