Papst: 2021 soll Jahr des Friedens werden – Lob an Sternsinger
Papst Franziskus hat am Neujahrstag zu einer "Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden" aufgerufen. Die schmerzlichen Ereignisse des vergangenen Jahres, vor allem die Pandemie, lehrten die Notwendigkeit, sich der Probleme anderer anzunehmen und ihre Sorgen zu teilen. Hingegen herrschten noch immer Gleichgültigkeit und Rivalität, Gewalt, Egoismus und Bosheit, beklagte das Kirchenoberhaupt. Ausdrücklich mahnte Franziskus auch zur Beendigung von Konflikten und zum Einsatz für die Schöpfung. Die katholische Kirche begeht den 1. Januar als Weltfriedenstag.
Der Pontifex hielt das Mittagsgebet in der päpstlichen Privatbibliothek des Apostolischen Palastes. Vatikan-Medien und das italienische Fernsehen übertrugen die Andacht live. Auf dem Petersplatz durften sich aufgrund der Ausgangsbeschränkungen keine Gläubigen versammeln. Seine Teilnahme an der Dankvesper am Silvesterabend und der Neujahrsmesse im Petersdom hatte das 84-jährige Kirchenoberhaupt aufgrund eines Ischias-Leidens absagen müssen. Es ist das erste Mal seit Amtsbeginn 2013, dass er bedeutende Zeremonien krankheitshalber ausfallen ließ.
Für Frieden reichten menschliche Kräfte allein nicht aus
Frieden sei ein "Geschenk Gottes", sagte der Papst weiter. Menschliche Kräfte allein reichten dafür nicht aus. Zugleich gelte es Frieden zu fördern durch Dialog, Zusammenarbeit nach den Maßstäben von Wahrheit und Gerechtigkeit sowie die Achtung der "legitimen Bestrebungen der Menschen und Völker". Frieden zu schaffen durch ein tröstendes Wort, eine zärtliche Geste oder tätige Hilfe, sei Aufgabe jedes Einzelnen.
"Mein Wunsch ist, dass Frieden herrsche in den Herzen der Menschen und der Familie, an den Orten von Arbeit und Freizeit, in den Gemeinschaften und Nationen", sagte der Papst. 2021 solle ein Jahr der geschwisterlichen Solidarität und des Friedens für alle werden, ein Jahr voller Zuversicht und Hoffnung. Ausdrücklich rief er zu Einsatz für die Schöpfung und zur Beendigung von Konflikten auf. Dabei bekundete er "Schmerz und Sorge" über neuerliche Gewalt im Jemen. Zusammen mit zahlreichen weiteren unschuldigen Opfern litte vor allem die Kinder, die ohne Schulbildung, medizinische Hilfe und ausreichende Ernährung blieben.
Bei seiner Ansprache bekundete Franziskus außerdem seine Unterstützung für die Sternsinger in Deutschland und Österreich, die ihre Solidaritätsaktion in diesem Jahr unter schwierigeren Bedingungen in die Tat umsetzen. Auch wenn die Kinder und Jugendlichen nicht die Familien zu Hause aufsuchen könnten, hätten sie Wege gefunden, ihnen die Weihnachtsbotschaft zu bringen und Spenden für notleidende Altersgenossen zu sammeln, sagte das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet im Vatikan am Neujahrstag. Die Sternsingeraktion war am Dienstagvormittag zentral im Aachener Dom eröffnet worden. Wegen der Pandemie sollen die Kinder dieses Mal nicht von Tür zu Tür gehen, um den Segen in die Häuser zu bringen und um Spenden zu bitten. Sie können allerdings Segensaufkleber und -pakete per Post verschicken. Auch die Besuche von Sternsingern bei Spitzenpolitikern entfallen wegen Corona.
"Es wird ein gutes Jahr werden, wenn wir für andere sorgen"
Die Festmesse im Vatikan am Neujahrsmorgen hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin stellvertretend für Papst Franziskus zelebriert. In seiner verlesenen Predigt rief der Papst dazu auf, Zeit besonders für Einsame und Leidende zu finden. "Es wird ein gutes Jahr werden, wenn wir für andere sorgen", so das Kirchenoberhaupt. An der Feier im Petersdom nahmen aufgrund der Corona-Auflagen nur etwa 100 Gläubige und zwei Dutzend Kardinäle teil. In Rom und in ganz Italien gelten über Neujahr strikte Ausgangsbeschränkungen.
Franziskus mahnte zu Sorge für Mitmenschen, für die Welt und für die Schöpfung. "In diesem Jahr, in dem wir auf einen Neubeginn und neue Behandlungsmöglichkeiten hoffen, sollten wir die Sorge füreinander nicht vernachlässigen. Denn über den Impfstoff für den Körper hinaus brauchen wir auch einen Impfstoff für das Herz: die Sorge füreinander. Es wird ein gutes Jahr werden, wenn wir für andere sorgen", betonte der Papst. (mal/KNA)
