Schwester Jakoba Zöll über das Sonntagsevangelium

"Kommt her, mir nach!" – Die Sofort-Nachfolge der Jünger Jesu

Veröffentlicht am 23.01.2021 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Olpe ‐ Auf den Ruf eines Unbekannten hin einfach alles aufgeben, die Eltern zurücklassen und mit dem Fremden mitgehen: Wovor Märchen warnen, das erzählt der Evangelist Markus als Berufung der Jünger Jesu. Was damit gemeint ist, erklärt Schwester Jakoba Zöll mit einer sehr persönlichen Geschichte.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Impuls von Schwester Jakoba Zöll

Das heutige Evangelium ist uns allen wohl bekannt: Jesus sagt zu vier völlig fremden Männern "Kommt, folgt mir nach!" und die lassen alles stehen und liegen und gehen mit ihm weg.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich tue mich mit diesem "Jesus ruft einmal und ich springe auf, lasse alles zurück und folge nach"-Topos sehr schwer. So eine Sofort-Nachfolge ist zwar irgendwie ziemlich beeindruckend, allerdings fehlt für mich jede Möglichkeit, mich mit diesen Jüngern zu identifizieren, denn meinen eigenen Glaubensweg würde ich dann doch anders beschreiben.

Vielleicht hilft es da, sich selbst vor Augen zu führen, dass wir hier die Ereignisse der Jüngerberufung von Markus erzählt bekommen und zwar nicht in Form einer exakten Dokumentation, sondern als Literatur mit klarer Stoßrichtung Das setzt schon mal weniger unter Druck.

Wir können nicht mehr rekonstruieren, wie lange die späteren Jünger Jesus kannten, oder von ihm gehört haben, wie oft sie mit ihm diskutiert haben oder wie viele Worte er zu ihnen gesagt hat. Wir wissen nur, dass Markus uns allen mitteilen wollte, dass Jesusnachfolge Radikalität verlangt. Diese Radikalität kann sich in unserem Leben eben auch anders ausdrücken, als in der hier präsentierten Sofort-Nachfolge.

Was wir aber aus der Sofort-Nachfolge bei Markus heute mitnehmen können, ist das Motiv des Angesprochen-Werdens und das darauf hin (in wie viel Zeit auch immer) Nachfolgen. Für die wichtigen Dinge in unserem Leben können wir meistens im Nachhinein ein Gespräch, eine Situation ausmachen, in denen uns eine Person so konkret aufgefordert hat wie Jesus hier seine zukünftigen Jünger. Die allerwenigsten von uns werden danach sofort aufgesprungen sein um die Aufforderung umzusetzen, aber diese Aufforderung begleitet.

Eine persönliche Erfahrung einer solchen Aufforderung möchte ich gerne mit Ihnen teilen. Die Idee, bei den Franziskanerinnen in Olpe einzutreten, gab es unterbewusst natürlich schon in meinem Kopf und Herzen und ab und an hab ich schon mit dem Gedanken gespielt, aber es hat dann, nach der folgenden Situation noch 5 Jahre gedauert:

Eine meiner Mitschwestern hat, mitten in unserer Arbeit auf dem Pfarrfest unserer Gemeinde in Olpe, plötzlich zu mir gesagt "Ja, und nach dem Studium kommst Du zu uns, oder?" Das war vorher nie Thema gewesen. Nur dieser eine Satz, als wir uns über meine Pläne nach dem Abitur unterhalten haben. Ich war völlig perplex und habe "Vielleicht" geantwortet. Diese Aufforderung habe ich nie vergessen.

Ich bin nicht aufgesprungen und bin eingetreten. Aber sie hat mich begleitet in meinem Suchen und in meiner Entscheidungsfindung. Ich habe die Aufforderung gebraucht, um mir meiner eigenen Sehnsucht bewusster zu werden.

Vielleicht möchten Sie zusammen mit mir heute mal in Ihr eigenes (Glaubens-) Leben schauen: Wo haben Sie so etwas in wichtigen Dingen/Entscheidungen erlebt? Brauchten Sie die Aufforderung? Und sind Sie am Ende, nach wie viel Zeit auch immer, wie die Jünger bei Markus, dieser Aufforderung gefolgt?

Von Schwester Jakoba Zöll

Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 1,14–20)

Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihre Netze auswarfen; sie waren nämlich Fischer.

Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.

Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sogleich rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.

Die Autorin

Schwester Jakoba Zöll ist Novizin der Olper Franziskanerinnen. Sie hat an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn Theologie studiert und wird nach dem Kanonischen Jahr dort ihre Promotion in Mittlerer und Neuerer Kirchengeschichte beginnen.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bieten wir jeden Sonntag den jeweiligen Evangelientext und einen kurzen Impuls an. Die Impulse stammen von Ordensleuten und Priestern.