Augsburger Bischof zum UN-Tag der "Geschwisterlichkeit aller Menschen"

Meier: Religionen müssen zu Frieden und Gerechtigkeit beitragen

Veröffentlicht am 03.02.2021 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Augsburg ‐ In diesem Jahr wird zum ersten Mal der "Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen" gefeiert. Bischof Betram Meier erinnert daher an das Abu-Dhabi-Dokument von Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyib – und ruft zu mehr Geschwisterlichkeit auf.

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Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hat Vertreter aller Religionen dazu aufgerufen, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Vom "Internationalen Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen" am 4. Februar gehe "das klare Signal aus, dass die Religionen das Potenzial , aber eben auch die Pflicht haben, zu Frieden und Gerechtigkeit auf der Erde – unserem gemeinsamen Haus – beizutragen", sagte Meier laut DBK-Mitteilung am Mittwoch. "So groß die Hürden auch sind, die es auf dem Weg zu einem 'universalen Frieden' zu überwinden gilt: Wir gehen ihn – wie der Papst und der Großimam bekräftigt haben – im Vertrauen auf unseren Gott, 'der die getrennten Herzen eint und den menschlichen Geist erhebt'", so Meier.

Der in diesem Jahr von den Vereinten Nationen zum ersten Mal gefeierte "Internationale Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen" geht zurück auf das sogenannte Abu-Dhabi-Dokument. Papst Franziskus und der Kairoer Großimam Ahmad al-Tayyib, der für viele als höchste Instanz im sunnitischen Islam gilt, hatten dieses am 4. Februar 2019 gemeinsam unterzeichnet.

"Meilenstein des Interreligiösen Dialogs"

Der gemeinsame Appell von Papst und Großimam sei ein "Meilenstein des Interreligiösen Dialogs" und richte sich an Christen, Muslime und alle Menschen guten Willens, sagte Meier. "Jeder und jede von uns ist aufgerufen, sich für eine Kultur des Friedens und der Toleranz einzusetzen, die Menschenrechte zu verteidigen und das Trennende zu überwinden." Beide Religionsvertreter wüssten um Hass und Fanatismus, die im Namen der Religion entfacht würden. "Und genau deshalb erinnern sie eindringlich daran, dass wir alle Kinder Gottes sind – gleich an Rechten und Würde, berufen zu einem Zusammenleben als Schwestern und Brüder."

Gerade in Zeiten der aktuellen Corona-Pandemie werde vielen bewusst, Teil der einen Menschheitsfamilie zu sein. Gleichzeitig wachse aber auch die Versuchung egoistischer Reflexe. "Da sind wir Christinnen und Christen ganz besonders gefordert, den Auftrag der Nächstenliebe in konkretes Handeln zu übersetzen", so Meier weiter. In seiner Enzyklika "Fratelli tutti", "deren Entstehung eng mit dem Abu-Dhabi-Dokument verknüpft ist", betone der Papst, dass christliche Nächstenliebe nicht nur Privatsache sei, sondern immer auch eine gesellschaftliche Dimension habe. Er selbst lade dazu ein, die Enzyklika zu entdecken, sagte der Augsburger Bischof. "Lassen Sie sich vom Geist der Geschwisterlichkeit inspirieren." (cbr)