"Matthäi am Letzten" 2.0
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Impuls von Schwester Charis Doepgen
Heute geht es etwas wortkarg zu. Fünf nüchterne Sätze setzen einen Schlusspunkt hinter eine bilderreiche Osterzeit. Abschied ist angesagt. Atmosphärisch vermittelt das heutige Evangelium diese Stimmung: Die Maschine steht abflugbereit. Ein paar Freunde sind mit zum Flughafen gekommen. Die Uhr tickt. Der Abreisende richtet ein letztes Wort an sie…
Ich stelle mich zu den Elfen. Sie sind etwas außer Atem durch den Anstieg. Jesus liebte die Berge. Die Verabredung an diesem Ort passt zu ihm. Kein Wort höre ich über ihre Erwartungen an dieses Treffen, zu dem sie zusammen aufgebrochen sind. "Als sie Jesus sahen", sehe ich auf einmal keine geschlossene Gruppe mehr, sondern Personen, die diesen Jesus sehr unterschiedlich wahrnehmen. Von Huldigung bis Zweifel reicht die Skala der Gefühle. Wo könnte ich mich da einreihen? Darüber muss ich nachdenken.
Indes tritt Jesus auf die Jünger zu, spricht sie an. Das ist sympathisch. Der Zweifel einiger irritiert ihn offenbar nicht. Ein solcher Zweifel lässt sich auch nicht durch Worte auflösen – dazu braucht es Erfahrungen, die nicht wegzudiskutieren sind, Erlebnisse, eindrucksvoll und vollmächtig, etwas, mit dem sich argumentieren lässt, weil da eine innere Gewissheit ist.
Die möchte Jesus vermitteln, wenn er von Vollmacht spricht. Einen Weg dazu leitet die Wendung "darum geht" ein. Zwei kleine Wörter, aber mit einem großen Auftrag. "Macht alle Völker zu meinen Jüngern" – dieses Programm läuft immer noch! Dass das so ist, verdanken die Akteure einzig und allein dem letzten Wort Jesu, seiner Zusage "ich bin bei euch".
Die Umsetzung des Auftrags Jesu ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte, wenn wir auf 2.000 Jahre zurückblicken. Und doch ist da unübersehbar eine Präsenz, die staunen lässt und nicht das Ergebnis dessen ist, was Menschen machen können. Der Glaube an einen Gott, der mit väterlicher Autorität verlässlich ist, der mit brüderlicher Zuneigung Freundschaft schenkt, der mit schöpferischen Einsichten begeistert, diesen Glauben verdanken wir der Gegenwart Jesu. Der letzte Satz im Matthäusevangelium ist der Schlüssel zum Erfolg der Jünger.
Die Redensart "Matthäi am Letzten" greift da etwas zu kurz, wenn ihr der Sinn beigelegt wird, dass etwas zu Ende geht. Die Kernaussage des letzten Satzes ist: "Ich bin mit euch" – das ist die gute Nachricht, die wir Christen für alle Völker haben. Als Getaufte auf den Namen des dreifaltigen Gottes leben wir in einer lebendigen Beziehung zu ihm:
Gott
der du Vater bist -
deine zärtliche Liebe
gibt mir Vertrauen
Gott
der du Sohn bist -
deine treue Freundschaft
bewahrt mich vor Irrwegen
Gott
der du Geist bist -
deine schöpferischen Impulse
halten mich in Bewegung
Im Dreiklang
deines Namens
begegne ich
dem Leben in Fülle
Evangelium nach Matthäus (Mt 28,16–20)
In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
