Schwester Johanna Domek über das Sonntagsevangelium

Die Aussendung der Jünger: Einfach weitergehen?

Veröffentlicht am 10.07.2021 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
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Köln ‐ Aussendung – das ist leichter gesagt als getan. In der Praxis tauchen schnell tausend Fragen auf: Mit wem? Womit? Wohin? Wem jetzt schon der Kopf brummt, den kann Schwester Johanna Domek beruhigen. Sie hat Jesus nicht nur zugehört, sondern auch ganz genau beobachtet.

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Impuls von Schwester Johanna Domek

Im Evangelium nach Markus sprechen die der Aussendung der zwölf Jünger vorhergehenden Verse davon, wie er in seiner Heimat abgelehnt worden war, wir lasen den Text letzten Sonntag. Jesus hat sich die Freiheit genommen weiterzugehen und andern die Freiheit gelassen. Zwang hilft nirgends weiter.

Jesus war gegangen, um sich und seiner Sendung treu zu bleiben. Aber er ist nicht nur weggegangen. Er hat die Sendung weitergetragen und gelebt, wohin er auch kam, zu denen, die da waren, die er nun aussendet. Er hatte sich bewegen lassen von den gegebenen Realitäten, ist aber nicht stehen und steckengeblieben bei Ablehnung, Unverstanden-Sein und Nichtverstehen der Leute seiner Heimat.

Wenn Jesus weg- und weitergeht, geht es ihm um mehr als darum, sich selbst zu schützen. Treue zu sich selbst bedeutet für ihn deutlich die Treue zu seiner Sendung. Sein Leben endet nicht bei: Was brauche ich? Der folgt die nächste Frage: Was soll ich? Und daraus ergibt sich die lebenswichtige dritte Frage: Was will ich?

Wenn ich mich heute den Worten Jesu zuwende, ist es ratsam, die Sendungsworte im Ohr auch alle drei Fragen zu stellen. Sonst bleibt das Wort Ansprache und Möglichkeitsform. Jesus befähigt seine Jünger damals und uns heute. Der Text sagt: "Er gab ihnen die Vollmacht". Befähigung bedeutet nicht, dass mir die Schritte abgenommen werden, sondern dass sie mir möglich sind, dass ich sie wagen kann.

Zur Sendung gehört die persönliche Annahme, unverzichtbar. Unverzichtbar für den einzelnen Menschen, der anders seine Berufung, seine besten Möglichkeiten und sein Glück verpassen würde. Unverzichtbar auch im Ganzen mit seinen vielen Beteiligten, die sich von Anfang nicht allein, sondern mindestens zu zweit auf den Weg machen sollten.

Und wie dann weiter? Jesus sagt nicht: Geht dahin oder dorthin, sondern: Geht, wohin ihr kommt, lasst euch darauf ein, wen ihr trefft, seid da nicht wählerisch. Habt teil an dem, was man euch gibt. Nehmt Anteil an dem, was ihr seht. Verstellt das Wesentliche der Botschaft nicht durch Sachen, Technik oder Wissen, dass ihr mit euch herumtragt. Er sagt nicht, seht, dass ihr alles Nötige und Hilfreiche mitnehmt, sondern ganz im Gegenteil. Teilt vor allem, was ihr seid. Das ist wichtiger als alles, was ihr habt. Er sagt, reist mit leichtem Gepäck. Jesus war immer mit leichtem Gepäck unterwegs.

Er sagt, tut was ihr könnt, teilt was ihr habt, soweit man euch lässt. Und wenn man euch, und was ihr zu geben habt, nicht will, nehmt auch das nicht zu schwer. Haltet auch da euer Herz frei. Gebt nicht auf, sondern geht weiter.

Von Sr. Johanna Domek OSB

Evangelium nach Markus (Mk 6,7–13)

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen.

Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.

Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.

Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

Die Autorin

Sr. Johanna Domek OSB ist seit mehr als 40 Jahren Benediktinerin in Köln-Raderberg, wo sie in der Kurs- und Exerzitienarbeit tätig ist. Darüber hinaus ist sie Beauftragte des Netzwerks alternde Ordensgemeinschaften und hat zahlreiche Publikationen zum Thema Spiritualität veröffentlicht.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreiben Ordensleute und Priester für uns.