Vorschlag des Synodalforums zu Macht wäre "legale Revolution", aber...

Politologe: Selbstbindung des Klerus an Gremien birgt Schwierigkeiten

Veröffentlicht am 27.09.2021 um 12:47 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Das Macht-Forum des Synodalen Wegs schlägt vor, dass sich Kleriker künftig an Entscheidungen demokratischer Gremien binden sollen. Diese Idee bringt laut dem Politikwissenschaftler Mariano Barbato allerdings einige Spannungen und Probleme mit sich.

  • Teilen:

Laut dem Passauer Politikwissenschaftler Mariano Barbato birgt die vom Macht-Forum des Synodalen Wegs vorgeschlagene Selbstbindung des Klerus an Gremienentscheidungen einige Schwierigkeiten. Es käme zwar einer "legalen Revolution" gleich, wenn der Klerus bei seiner "Entmachtung" mitmache, allerdings zerbreche dies die "Logik der Hierarchie", schreibt Barbato in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (Oktober-Ausgabe). Spannungen zwischen der "neuen Selbstverpflichtung" und der "alten Bindung" in der Hierarchie würden nicht ausbleiben. Bleibe der "zweifach gebundene Fürst" loyal gegenüber der Hierarchie, ändere sich wenig. "Folgt er der Selbstverpflichtung gegenüber seinem Gremium, haben wir eine andere Kirche und dann bald keine mehr", so Barbato. Um dies zu vermeiden, müsse man einerseits klären, dass nur solche Materien entscheidungsfähig sind, die auf den jeweiligen Ebenen auch vom zuständigen Kleriker entschieden werden können, und andererseits, dass die "Kompetenz-Kompetenz, also die Entscheidung darüber, welche Ebene welche Entscheidungen treffen kann", bei Papst und Weltkirche liege.

Ein weiteres Problem verortet Barbato in der gewöhnlich niedrigen Wahlbeteiligung von Laien bei kirchlichen Wahlen. "Kann man bei einer solchen Wahlbeteiligung von Demokratie sprechen?", fragt der Politikwissenschaftler. Im Ergebnis laufe der Versuch der Demokratisierung auf die "Formalisierung der bereits bestehenden informellen Oligarchie" hinaus. Das könne man zwar wollen, die Minimalbedingungen einer repräsentativen Demokratie erreiche man somit allerdings nicht.

"Konfrontative Logik" der Mehrheitsdemokratie in der Kirche

Gleichzeitig lauf der Vorschlag Gefahr, dass durch ihn die "konfrontative Logik" der Mehrheitsdemokratie in die Kirche Einzug halte. Der Logik der Mehrheitswahl entsprechend müsste auch in den Gremien eine Mehrheitsentscheidung gefällt werden. Der Streit um Mehrheiten wäre dann zwar legitim – allerdings könne "die bereits gut bekannte Situation der Spaltung der Kirchengemeinden" in vielen Fragen dann weder vom Pfarrer noch vom Bischof moderiert werden. "Er ist jetzt Funktionär der Mehrheitsmeinung", betont Barbato.

Die Mitglieder des Synodalen Wegs treffen sich am Donnerstag zu ihrer zweiten Vollversammlung in Frankfurt am Main. Dabei sollen die bisher erarbeiteten Texte der vier Synodalforen im Plenum besprochen werden. Das Forum zu "Macht und Gewaltenteilung" hat einen Grundtext sowie mehrere Handlungstexte veröffentlicht. Diese sehen unter anderem vor, dass sich Geistliche sowohl auf Bistums- als auch Pfarreiebene in bestimmten Bereichen künftig an die Entscheidungen demokratische gewählter Gremien binden sollen. (mal)