Jesuit sieht "nachvollziehbare Zweifel" an Schutzwirkung der Impfung

Mertes derzeit gegen allgemeine Corona-Impfpflicht

Veröffentlicht am 14.01.2022 um 12:06 Uhr – Lesedauer: 

Oberursel ‐ Es gebe "nachvollziehbare Zweifel", ob eine allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 den Schutz leiste, den sie verspreche: Der Jesuit Klaus Mertes ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegen eine Corona-Impfpflicht.

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Der Jesuit Klaus Mertes spricht sich "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" gegen eine allgemeine Impfpflicht aus. Es gebe "nachvollziehbare Zweifel", ob eine die gesamte Bevölkerung umfassende Pflicht zur Immunisierung den Schutz leiste, den sie verspreche, schreibt Mertes in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Publik-Forum". Die Notwendigkeit einer allgemeinen Impfpflicht leuchte etwa ein, wenn alle Menschen gleichermaßen von einer gravierenden Krankheit bedroht seien. "Nun kann die Erkrankung an Covid-19 tatsächlich gravierend, gar tödlich verlaufen, muss es aber nicht. Covid-19 ist kein 'Killervirus' wie Ebola, wo die Hälfte der Infizierten stirbt. Zudem sind nicht alle Gruppen der Bevölkerung gleichermaßen gefährdet", so Mertes.

Zudem sei mit Blick auf eine allgemeine Impfpflicht auch die Frage der Wirkdauer der Corona-Impfung zu beachten. "Die Impfstoffe gegen Masern oder Pocken bieten einen dauerhaften Schutz vor der Infektion, die gegen Covid-19 nicht. Gelten in Zukunft alle Geimpften nach sechs Monaten wieder als Ungeimpfte, gilt für sie erneut die Impfpflicht?", fragt Mertes. Auch die Frage nach den Nebenwirkungen der Immunisierung solle allein schon aus kommunikationspolitischen Gründen nicht einfach beiseite gewischt werden. Sie beträfen im Fall der Fälle auch Personen aus nicht vulnerablen Gruppen.

"Ich hielt Impfen immer für eine gute Sache..."

Er habe sich, so Mertes weiter, nie vorstellen können, dass das Thema Impfen "so tief in unsere zwischenmenschlichen Beziehungen" eingreifen könne, wie es das gegenwärtig tue. "Ich hielt Impfen immer für eine gute Sache und denke das im Prinzip auch heute noch", so der Jesuit. Der Rest sei eine Frage der Abwägung. Dies gelte auch für die Frage nach der Impfpflicht gegen Covid-19.

Um einer weiteren Spaltung der Gesellschaft im Zuge der Corona-Pandemie zu begegnen, müsse eine mögliche allgemeine Impfpflicht neben einem gesellschaftspolitischen auch einen gesundheitspolitischen Zweck erfüllen, so Mertes weiter. Das aber bedeute, dass die Immunisierung für alle einen "effektiven Eigen- und Fremdschutz" leisten müsse. Leiste sie diesen nicht, verliere die Politik "noch mehr Vertrauen, als sie bereits durch Ankündigungen verloren hat, die sie nicht einhalten konnte", so der Jesuitenpater, der sich in seinem Beitrag unter anderem auch auf den Bonner Virologen Henrik Streeck beruft. (stz)