"Traditionis Custodes" so weit wie möglich berücksichtigen

Papst-Dekret: Keine Einschränkung der Alten Messe für Petrusbrüder

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Fribourg ‐ Erleichterung bei den Petrusbrüdern: Die traditionalistische Gemeinschaft darf weiterhin in vollem Umfang die vorkonziliare Liturgie feiern – das hat ihnen der Papst persönlich zugesichert. Einen Wunsch gibt Franziskus ihnen aber doch noch mit.

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Die Petrusbruderschaft ist von den Einschränkungen der vorkonziliaren Liturgie durch das Motu Proprio "Traditionis Custodes" von Papst Franziskus nicht betroffen und darf weiterhin die alten liturgischen Bücher verwenden. Das geht aus einem am 11. Februar durch den Papst unterzeichneten Dekret hervor, das die Priesterbruderschaft St. Petrus am Montag veröffentlicht hat. Gemäß dem Dekret wird allen Mitgliedern der Bruderschaft die Befugnis erteilt, "das Messopfer zu feiern, die Sakramente und andere heilige Riten zu spenden und das Offizium zu verrichten, gemäß der jeweiligen Editio typica der liturgischen Bücher, die im Jahr 1962 in Kraft waren, d.h. dem Missale, dem Rituale, dem Pontifikale und dem Brevier". Dies gelte in den eigenen Kirchen und Oratorien. Für andere öffentliche Feiern bedarf es einer Zustimmung des Ortsordinarius, also in der Regel des Bischofs oder Generalvikars. "Ungeachtet dessen empfiehlt der Heilige Vater, so weit wie möglich auch die Bestimmungen des Motu proprio Traditionis Custodes zu berücksichtigen", so das bislang nur von der Petrusbruderschaft veröffentlichte Dekret weiter.

Das Dekret gehe auf eine Audienz des französischen Disktriktoberen der Bruderschaft und des Regens des Wigratzbader Priesterseminars der Gemeinschaft bei Papst Franziskus Anfang Februar zurück. Dem Papst sei es ein Anliegen gewesen, klarzustellen, "dass Institute wie die Priesterbruderschaft St. Petrus nicht von den allgemeinen Bestimmungen des Motu Proprio Traditionis Custodes betroffen sind, da der Gebrauch der alten liturgischen Bücher an ihrem Ursprung stand und in ihren Konstitutionen verankert ist", so die Mitteilung der Petrusbruderschaft. Bei der Schilderung der Entstehungsgeschichte der Bruderschaft im Jahr 1988 habe sich der Papst beeindruckt vom "mutigen Schritt der Gründer, von ihrem Vertrauen in die Kirche und ihrer Treue zum Römischen Pontifex" gezeigt und betont, dass diese Gesinnung "bewahrt, geschützt und ermutigt" werden müsse. Im Nachgang der Audienz sei das Dekret der Gemeinschaft dann mitgeteilt worden.

Bisher keine Klarheit für traditionalistische Gemeinschaften

Im vergangenen Sommer hatte der Papst mit dem Motu Proprio "Traditionis Custodes" die Feier der Messe in ihrer vorkonziliaren Form deutlich eingeschränkt und betont, dass die Messe in ihrer gegenwärtigen Form nach der Liturgiereform "einziger Ausdruck der 'lex orandi' des Römischen Ritus" sei. Im Dezember hatte die Gottesdienstkongregation die Vorgaben des Motu Proprio noch einmal deutlich verschärft. Bislang war unklar, wie die neuen Regelungen in Gemeinschaften wie der Petrusbruderschaft umgesetzt werden soll. Für diese Gemeinschaften ist laut "Traditionis Custodes" nicht die Gottesdienstkongregation, sondern die Ordenskongregation zuständig. Im Dezember hatte der deutschsprachige Distrikt der Bruderschaft auf Anfrage mitgeteilt, dass man zwar noch keine verbindlichen Informationen habe, aber davon ausgehe, die Liturgie in ihrer vorkonziliaren Form uneingeschränkt weiter feiern zu dürfen.

Die Priesterbruderschaft St. Petrus wurde 1988 als Reaktion auf die unerlaubten Bischofsweihen des Erzbischofs Marcel Lefebvre in der Piusbruderschaft gegründet. Die Gesellschaft apostolischen Lebens von Klerikern päpstlichen Rechts steht in voller Gemeinschaft mit der Kirche. (fxn)

Dokumentation: Dekret von Papst Franziskus

DEKRET

Der Heilige Vater Franziskus gewährt allen und jedem Mitglied der Gesellschaft apostolischen Lebens „Bruderschaft St. Petrus“, die am 18. Juli 1988 gegründet und vom Heiligen Stuhl als „päpstlichen Rechts“ erklärt wurde, die Befugnis, das Messopfer zu feiern, die Sakramente und andere heilige Riten zu spenden und das Offizium zu verrichten, gemäß der jeweiligen Editio typica der liturgischen Bücher, die im Jahr 1962 in Kraft waren, d.h. dem Missale, dem Rituale, dem Pontifikale und dem Brevier.

Sie können von dieser Befugnis in ihren eigenen Kirchen und Oratorien Gebrauch machen; an anderen Orten jedoch nur mit Zustimmung des Ortsordinarius, außer für die privat gefeierte Messe.

Ungeachtet dessen empfiehlt der Heilige Vater, so weit wie möglich auch die Bestimmungen des Motu proprio Traditionis Custodes zu berücksichtigen.

Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am 11. Februar, dem Fest Unserer Lieben Frau von Lourdes, im Jahr 2022, dem neunten Jahr meines Pontifikats.

Franziskus

(Quelle: Priesterbruderschaft St. Petrus)