Nur eine Kirche, die wachsen will, hat eine Zukunft

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Kirche und Zahlen haben ein schwieriges Verhältnis. In Deutschland gibt sich die katholische Kirche gern als das "kleine Senfkorn". Wie viele Menschen dazugehören, hätte keine große Bedeutung. Im Gegenteil, evangelikale oder charismatische Bewegungen erscheinen oft allein deswegen suspekt, weil sie viele Menschen ansprechen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass man vor großen Zahlen warnt, weil man sie selbst nicht vorzuweisen hat. Manchmal sind Zahlen dann doch wichtig – die Wallfahrt oder das Taizégebet werden gestrichen, wenn zu wenige kommen.
Die gerade veröffentlichte Kirchenstatistik gießt weiteres Öl ins Feuer. Darin steht, dass 4,3 Prozent der Katholiken in den Gottesdienst gehen. In der dazugehörigen Pressemitteilung heißt es vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing, man müsse sich "von der Vorstellung verabschieden, dass die Kirchen wieder voller werden oder die Zahl der Gläubigen wieder steigt". Hallo Kleines-Senfkorn-Kirche.
Welche Ausstrahlung hat eine Gemeinschaft, die davon ausgeht, ohnehin immer kleiner zu werden und sich damit abgefunden zu haben scheint? Warum sollte ich ihr beitreten, warum sollte ich davon ausgehen, dort etwas für mein Leben zu finden, wenn die Verantwortlichen selbst nicht damit rechnen, dass ihre Gruppe und ihre Botschaft das Potential haben, neue Menschen anzusprechen?
Ich wünsche mir von Herzen, dass die christlichen Kirchen wachsen, weil ich überzeugt bin, dass ein Leben mit Jesus Christus Erfüllung schenkt. Ich wünsche mir, dass die Gottesdienste wieder voller werden, weil es guttut, Glaube mit vielen Menschen zu teilen.
Um diesem Traum näher zu kommen, braucht es drei Dinge: eine Qualitätsoffensive für Gottesdienste (bye-bye Internetpredigt), eine klare Priorität auf Seelsorge und in allen Bereichen eine – richtig verstandene – missionarische Pastoral. Dazu sind alle Christen berufen, nicht nur hauptamtliche. Anhänger einer missionarischen Pastoral drängen sich nicht auf und dozieren nicht, sondern geben zuallererst ein "Zeugnis ohne Worte". Sie verstehen nicht sich selbst als die Größten, sondern vertrauen auf das Wirken des immer größeren Gottes. Sie wissen, dass Mission nur dann gelingt, wenn man selbst nicht nur gibt, sondern sich regelmäßig – wie Jesus – zurückzieht und empfängt.
Wie würde eine Kirche aussehen, deren Mitglieder sich diesem Ansatz verpflichtet fühlen?
Die Autorin
Theresia Kamp hat Theologie und Romanistik studiert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und schreibt regelmäßig für verschiedene christliche Medien.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.