Hoff: Synodalität führt zur Auflösung von römischer Kirchenform

Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sieht die Kirche durch eine synodale Transformation in einem historisch dramatischen Umbruch. In einem Beitrag für das Magazin "Feinschwarz" stellte Hoff am Montag eine "Auflösung des römischen Katholizismus als bestimmender Kirchenform" fest. Der von Papst Franziskus einberufene weltweite synodale Prozess folge den ekklesiologischen Weichenstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965), bei dem die enge Koppelung von römischer Kirchenleitung und katholischer Weltkirche aufgehoben wurde: "Das Selbstbewusstsein der Bischöfe als universalkirchlich gebundene, aber ortskirchlich verantwortliche Akteure bereitete den Durchbruch zu einem globalen Format von Katholizität vor", so Hoff. Dazu gehöre auch die Bestimmung der Kirche als "communio" (Gemeinschaft), die sich seither etabliert hat: "Kirche lässt sich nur als kommunikatives Ereignis verstehen, im trinitarischen Glauben an die Beziehungswirklichkeit Gottes begründet." Diese Perspektive bestimme auch die aktuellen Auseinandersetzungen in der Kirche, bei denen Ortskirchen mehr Partizipationsrechte einfordern.
Die Wirksamkeit der spezifisch römisch-katholischen Kirchenform, die sich seit den gregorianischen Reformen im 11. Jahrhundert ausgebildet hat und durch eine fast absolute Macht des Papstes und eine beherrschende Stellung der römischen Zentrale gekennzeichnet ist, stößt nach Ansicht Hoffs im 21. Jahrhundert an ihre Grenzen. Dies werde durch Papst Franziskus noch verschärft. "Welche Macht am Ende in den katholischen Kirchenkonflikten des 21. Jahrhunderts entscheidet und ob sie sich per Machtdekret überhaupt lösen lassen, ist auch deshalb offen, weil sich der Papst in diesen Auseinandersetzungen als Ambiguitätsverstärker erweist", so Hoff mit Bezug auf die unterschiedlichen Aussagen von Franziskus zum Umgang mit Homosexualität und zum Zugang zur Eucharistie. "Indem er die eindeutige Lehrform des römisch-katholischen Kirchentyps auf diese Weise relativiert, legt er Sprengsätze an seine juristische Form", betonte der Fundamentaltheologe.
Papst reagiert auf Pluralisierung der Kirche in modernen Gesellschaften
Damit werde das Bild des römischen Katholizismus "in offenen Aushandlungsfeldern katholischer Kirchenidentität" überschrieben: "Katholisch lebt man in Gesellschaften, die sich mit ihrer digitalen Kommunikation so weit pluralisieren, dass sich ihr Handlungszusammenhang als Weltgesellschaft auch unter eminentem Krisendruck wie dem Klimawandel, der Pandemie und einem drohenden Nuklearkrieg nicht einstellt", so Hoff weiter. Aufgrund dieser Fliehkräfte setze Papst Franziskus wohl auf eine synodale Kirche und gebe ihr mehr Zeit und Raum für ihre Aushandlungsprozesse, vermutete der Fundamentaltheologe.
Mitte Oktober kündigte Papst Franziskus an, den von ihm 2021 angestoßenen weltweiten synodalen Prozess um ein Jahr bis 2024 zu verlängern. Ursprünglich war eine Bischofssynode für Herbst 2023 als Abschluss geplant, die nun auf zwei Versammlungen in den Jahren 2023 und 2024 aufgeteilt wurde. Ziel der Verlängerung sei es, nicht nur die Mitglieder der Bischofssynode, sondern "die gesamte Kirche" an dem Beratungsprozess zu beteiligen. "Die Synode ist kein Ereignis, sondern ein Prozess. In ihm ist das ganze Volk Gottes aufgerufen, gemeinsam auf das Ziel zuzugehen, das es mit der Hilfe des Heiligen Geistes als Willen Gottes für seine Kirche erkennt", teilte das Synodensekretariat mit. (fxn)