Gemeinschaft sei nicht gleichbedeutend mit Uniformität

Papst: Außenstehende oft verwundert über Spannungen in Kirche

Veröffentlicht am 12.11.2022 um 14:29 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ In der Kirche gibt es unterschiedliche Positionen, die sich in der kirchlichen Kommunikation zeigen sollten – dieser Ansicht ist Papst Franziskus. Meinungsverschiedenheiten unter Katholiken seien kein Problem, solange die Einheit gewahrt bleibe.

  • Teilen:

Papst Franziskus hat sich für Meinungsvielfalt und die Darstellung unterschiedlicher Positionen in der kirchlichen Kommunikation ausgesprochen. Zugleich mahnte er bei einem Treffen mit seiner Kommunikationsabteilung am Samstag eine stetige Fortbildung und Verbesserung an. Franziskus erklärte, er habe den Eindruck, dass Außenstehende sehr oft verwundert über die Spannungen und verschiedenen Richtungen innerhalb der Kirche seien. Aber Gemeinschaft sei niemals gleichzusetzen mit Uniformität. Wichtig sei die Fähigkeit, sehr unterschiedliche Realitäten zusammenzuhalten, so der Papst.

Er rief dazu auf, diese Schwierigkeiten zu kommunizieren, "ohne so zu tun, als ob wir sie auflösen oder verbergen wollten". Dissens sei nicht notwendigerweise eine Haltung des Bruchs, er könne Bestandteil von Gemeinschaft sein. Zudem müsse Kommunikation Meinungsvielfalt ermöglichen. Zugleich aber gelte es, "Verleumdung, verbale Gewalt, Personalismus und Fundamentalismus zu bekämpfen, die unter dem Deckmantel der Wahrheitstreue nur Spaltung und Zwietracht verbreiten". Erliege Kommunikation diesen Fehlentwicklungen, würde sie am Ende viel Schaden anrichten anstatt viel Gutes zu bewirken.

Weiter hob der Papst die Bedeutung katholischer Lehrerinnen und Lehrer hervor. Franziskus warnte Pädagogen vor einem "spirituellen" und "weltfremden" Erziehungsstil. Bei einem Treffen mit Lehrern am Samstag im Vatikan forderte er von den Anwesenden, in der Gegenwart und in der eigenen Kultur verwurzelt zu sein. Die Persönlichkeit eines Pädagogen müsste "reichhaltig und offen" sein, um eine aufrichtige Beziehung zu den Schülern aufzubauen, "ihre tiefsten Bedürfnisse, ihre Fragen, ihre Ängste und ihre Träume zu verstehen". Ein katholischer Lehrer müsse sowohl ganz Mensch als auch ganz Christ sein: "Es gibt keinen Humanismus ohne Christentum. Und es gibt kein Christentum ohne Humanismus."

Kirche für ganzheitliche Bildung von jungen Menschen

In der Tradition der Kirche habe die Erziehung der jungen Menschen immer die vollständige Bildung der menschlichen Person in all ihren Dimensionen zum Ziel gehabt, so das Kirchenoberhaupt weiter. So umfasse auch der christliche Glaube den ganzen Menschen, "ohne etwas auszuschließen, ohne den Träumen der jungen Menschen die Flügel zu stutzen".

Er erinnerte die Lehrer an ihre Verantwortung für ihre Schüler. So wie sich die Menschen ständig veränderten – von Monat zu Monat, von Generation zu Generation – müssten sich auch Pädagogen immer wieder fortbilden sowie den neuen Gegebenheiten und kulturellen Formen anpassen. Ein jeder sei jedes Jahr aufs Neue gefordert, "die Fähigkeit zu Empathie und Kommunikation neu zu entdecken".

Zugleich warnte Franziskus die Katholiken vor Unterwerfung unter den jeweiligen Zeitgeist. Es sei eine Sache, mit der Kultur des Augenblicks zu leben und die Sprache des Augenblicks zu sprechen, aber eine andere, sich ideologisch kolonialisieren zu lassen", so der Papst. (rom/KNA)