Die Macht der Werte

Ausgerichtet wird die Veranstaltung mit dem Titel "Syrien - kann man gleichgültig bleiben?" von der päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Für den Heiligen Stuhl soll unter anderem der Präsident des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, teilnehmen. Auf der Tagesordnung stehen Beratungen über die Möglichkeit eines Waffenstillstands, die Einrichtung humanitärer Korridore sowie die Bildung einer Übergangsregierung.
In gewisser Hinsicht ist das Treffen auch eine Vorbereitung für die internationale Syrien-Konferenz Ende Januar in der Schweiz. Auf dieser wollen Vertreter der Rebellen und des Assad-Regimes erstmals direkt miteinander verhandeln. Mit der Initiative im Vatikan wolle man nun die von Papst Franziskus eingeschlagene Linie für ein Ende der Gewalt in Syrien fortsetzen, sagte der Kanzler der Akademie, Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, gegenüber Radio Vatikan.
Der französische Kardinal Jean-Louis Tauran.
"Nie mehr Krieg!" Klar und unmissverständlich hatte Papst Franziskus im September des vergangenen Jahres seine Haltung zum Syrien-Konflikt deutlich gemacht. Wenige Tage später hatte das Kirchenoberhaupt dann gemeinsam mit Hunderttausenden Menschen rund um den Globus für Frieden im Land gebetet . Und auch im neuen Jahr lässt das Schicksal der Menschen in Syrien nicht los.
Brief aus Damaskus
Bei allen Initiativen des Papstes bleibt die Frage offen, welchen Einfluss der Vatikan auf die Bürgerkriegsparteien überhaupt hat. "Wenn wir Macht alleine militärisch definieren, dann hat der Heilige Stuhl als Leitungsgremium der katholischen Kirche und des Vatikan keine Macht", hatte der Politikwissenschaftler Andreas Sommeregger in einem Interview mit katholisch.de erläutert, allerdings auch hinzugefügt: "Doch auch wer Werte vorweisen kann, dessen Meinung gehört wird und der geachtet ist, hat Macht."
Nach Sommereggers Ansicht hat sich der Vatikan in den vergangenen Jahrzehnten "den Ruf erarbeitet, ein diskreter, verlässlicher und glaubwürdiger Kooperationspartner zu sein." Das sei eine Stärke, die er anderen voraushabe und auch in islamisch geprägten Ländern geschätzt werde, so der Autor des Buchs "Soft Power und Religion - Der Heilige Stuhl in den internationalen Beziehungen".
Dass die Stimme der Kirche gehört wird, steht außer Frage. Nachdem Papst Franziskus an Weihnachten erneut zum Frieden in Syrien aufgerufen hatte, erhielt er Post aus Damaskus. Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hatte sich in dem Schreiben gegen jegliche äußere Einmischung in den Bürgerkrieg in seinem Land verwahrt. Über eine Antwort des Papstes ist nichts bekannt. Aber das kommende Treffen reicht als Reaktion vollkommen aus. (mit Material von KNA und dpa)
Von Christoph Meurer