Pastor Christian Olding über das Sonntagsevangelium

Liebe verlangt nach Ewigkeit

Veröffentlicht am 20.05.2023 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
Weltall-Montage
Bild: © NASA
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Geldern ‐ In der Verkündigung Jesu ist das "ewige Leben" keine jenseitige Größe, die nach dem Tod beginnt, sondern ein Zustand, der jetzt und hier seinen Anfang nimmt. Pastor Christian Olding geht der Frage auf die Spur: "Wie komme ich dahin?"

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Impuls von Pastor Christian Olding

Die Botschaft der Auferstehung tritt all den Ungerechtigkeiten und Schmerzen der Gegenwart mit der Nachricht entgegen, dass Heilung, Gerechtigkeit und Liebe gewonnen haben. Ostern bedeutet, dass in einer Welt, wo Gewalt und Erniedrigung allgegenwärtig sind, Gott nicht bereit ist, diese Dinge zu dulden – und dass wir mit all der Kraft, die Gott uns gibt, arbeiten und planen, um den Sieg Jesu über diese Dinge in die Tat umzusetzen. In der Verkündigung seiner Frohen Botschaft ist das "ewige Leben" keine jenseitige Größe, die nach dem Tod beginnt, sondern ein Zustand, der jetzt und hier seinen Anfang nimmt. "Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus." (Joh 17,3)

Wie aber kommt man dahin? Jesus sagt: "Die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen" (Joh 17,8a).  Wenn ich erkenne, dass nicht ich mich gemacht habe, dass mein Lebensweg nicht in meiner Hand steht, dass Christus auch im Tod zu mir hält und mit dem Tod nicht alles aus ist; wenn ich das erkenne, das glaube und darauf vertraue, dann wird es in meinem Leben Zeichen dieses ewigen Lebens geben. Jesus nennt in seinem Gebet die zwei wichtigsten. Die heißen nicht Moral, Gesundheit oder Weltverbesserung, sondern einfach: Liebe und Freude.

Wir Menschen sehnen uns danach, dass Liebe ewig dauern möge. Mag einer noch so abgeklärt über den Tod denken; wenn jemand stirbt, den ich liebe, dann kann ich nicht anders, als zu wünschen, es wäre anders. Wie es Nietzsche schon formulierte, der nun wahrlich kein Gott-Fan war: Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.

Im Treueversprechen zweier Liebender ist eine Kraft wirksam, die Unendlichkeit, Unzerstörbarkeit fordert. Das hat schon das Hohe Lied gewusst, wenn es formuliert: "Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich." (Hld 8,6) Die menschliche Liebe ist gleichsam ein Schrei nach Unendlichkeit, kann sie aber nicht geben. Denn auch geliebte Menschen sterben.

Das Leben Jesu, sein Liebes-Kampf für die Entrechteten und Übersehenen, sein Leiden dafür und sein Auferstehen, all das verbürgt, dass sich Liebe lohnt und diese Sehnsucht nicht trügt, sondern glaubhaft ist und unseren Einsatz verdient. Am Ende wird die Liebe siegen. Das belegt das Leben Jesu.

Deshalb können unsere Liebe und Freude der Wirklichkeit standhalten, auch den widrigen Momenten. Denn das Ende dieses Weges ist bereits heute gesetzt. Das Ende meiner Geschichte und all der Menschen, die ich geliebt habe und die der Tod mir genommen hat, steht schon heute fest: Die Ewigkeit.

Aus dem Evangelium nach Johannes (Joh 17,1–11a)

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sagte:

Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht! Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt.

Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war!

Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir
und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort bewahrt. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.

Denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen. Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast;
denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht.

Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.

Der Autor

Christian Olding ist Pastor in der Pfarrei St. Maria Magdalena in Geldern.

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