Riesiges Tabu gebrochen, "dass eine Madonna ein sexuelles Wesen ist"

Mitgründerin von "Maria 2.0": Popstar Madonna ist ein Vorbild

Veröffentlicht am 16.08.2023 um 11:09 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ "Auch gerade in einer patriarchalen Welt wie dem römischen Katholizismus haben Tabus immer den Sinn, andere zu kontrollieren", sagt "Maria 2.0"-Mitgründerin Lisa Kötter. Sie lobt Popstar Madonna für deren Tabubrüche – auch mit Blick auf Religion.

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Die Mitbegründerin der katholischen Reformbewegung "Maria 2.0", Lisa Kötter, sieht in der Popsängerin Madonna durchaus ein Vorbild. "Ich fand schon immer diese Figur der Sängerin Madonna faszinierend, weil sie etwas neu gemacht hat. Sie hat etwas anders gemacht", sagte Kötter dem kirchlichen Kölner Internetportal "domradio.de" (Mittwoch). Sie äußerte sich anlässlich des 65. Geburtstag der für ihre Tabubrüche bekannten US-Künstlerin, die aus einer katholisch geprägten italienischen Einwandererfamilie stammt.

Dadurch dass die als Madonna Louise Ciccone geborene Künstlerin ihren Namen vor sich hertrage und in Songs, Videos und Bühnenauftritten "mit bewussten Tabubrüchen spielt, zeigt sie uns, dass ein Tabu nicht für ewig ist und dass die Brechung Dinge zeigt, die defizitär sind", sagte Kötter. "Ich glaube, nichts geht weiter, ohne Tabus zu brechen. Auch gerade in einer patriarchalen Welt wie dem römischen Katholizismus haben Tabus immer den Sinn, andere zu kontrollieren. Das hat Madonna gebrochen."

Kombination aus Name und Erotik sei spannend

Spannend sei die Kombination ihres Namens "Madonna" und ihres erotischen Auftretens, "weil gerade in der christlichen Kirche und noch mal mehr in der römischen Kirche Maria und Jungfernschaft Mariens so hochgehalten wird", so die Aktivistin. Mit dem unerreichbaren "role model" der Jungfrau und Mutter Maria seien Frauen über Jahrhunderte kontrolliert worden. Madonna spiele genau mit diesen Dingen: "Als jemand, der wirklich das riesige Tabu bricht, dass eine Madonna ein sexuelles Wesen ist. Ich finde, dass sie damit ganz prima zeigt, was für eine Unverschämtheit das im Grunde ist." Sie empfinde es als "unglaubliche(n) Voyeurismus" und "Unverschämtheit, überhaupt Aussagen über die Sexualität der Mutter Jesu zu machen".

Von Madonna könne man lernen, sich selber treu zu sein und den eigenen Lebensentwurf zu hinterfragen, "der mir sozusagen vor die Füße gelegt wird", so Kötter. "Ich glaube, insofern kann Madonna auf jeden Fall ein Vorbild sein, für alle Menschen, nicht nur für Mädchen und Frauen, sondern auch für Menschen, die einfach ihren Weg suchen." Genau wie Madonna begehe "Maria 2.0" einen gewissen Tabubruch: "Wenn wir plötzlich sagen, es geht um Selbstermächtigung, dann entziehen wir uns der Kontrolle."

Weiter forderte Kötter, sich für die gefährdete Demokratie einzusetzen, "und zwar innerhalb der Kirche und außerhalb der Kirche". Die 2019 gegründete Protestbewegung "Maria 2.0" setzt sich für die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ein. (KNA)