Verbot führe zu Tabuisierung und Verschweigen

Bätzing: Vatikan sollte Priesterweihe für Homosexuelle zulassen

Veröffentlicht am 20.09.2023 um 12:19 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Limburg ‐ In den aktuellen Richtlinien des Vatikans heißt es, vom Priesteramt ausgeschlossen seien "praktizierende Homosexuelle" sowie Männer, die "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben": Bischof Georg Bätzing fordert ein Abrücken von dieser Regel.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, findet das Verbot der Priesterweihe für homosexuelle Männer falsch. Es führe zu einer Tabuisierung und zum Verschweigen. Ein Bistumssprecher bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) entsprechende Aussagen des Limburger Bischofs, die der Deutschlandfunk in der Sendung "Tag für Tag" (Mittwoch) zitiert hatte.

Der Vatikan müsse von dieser Regel abrücken, so Bätzing. Auf die Frage des Senders, ob es richtig sei, jemanden, der sich als schwul oute, vom Priesteramt auszuschließen, heimliche Homosexualität aber zu dulden, antwortete Bätzings Sprecher: "Grundsätzlich ist es so, dass heimliche Beziehungen eines Kandidaten einer ernsthaften Bereitschaft zur Klärung seiner Berufs- und Lebensentscheidungen entgegenstehen." Das sei aber unabhängig davon, ob jemand homo- oder heterosexuell sei. Dies solle gar keine Rolle spielen bei der Frage nach der Eignung für das Priesteramt. Entscheidend sei, dass eine heimliche Beziehung nicht zu dem Entschluss passe, sich zum Priester weihen zu lassen.

Aktuelle Richtlinien des Vatikans

In den im Dezember 2016 veröffentlichten aktuellen Richtlinien des Vatikans heißt es, vom Priesteramt ausgeschlossen seien "praktizierende Homosexuelle" sowie Männer, die "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen". Diese Richtlinien bestätigten damit ein vatikanisches Dokument aus dem Jahr 2005, auch wenn der Vatikan nach ersten Debatten betont hatte, dass Homosexuelle nicht generell vom Priesteramt ausgeschlossen seien und dass eine differenzierte Einzelfallprüfung erforderlich sei.

Bätzing hatte sich im Rahmen des Synodalen Wegs zur Zukunft der Kirche in Deutschland immer wieder für Reformen der katholischen Sexualmoral ausgesprochen, unter anderem für eine generelle Neubewertung der Homosexualität. Darüber hinaus positionierte sich das Bistum Limburg unter Bätzings Leitung im Januar mit zehn Leitlinien neu zum Thema Sexualität. Darin heißt es unter anderem: "Es gibt eine Vielfalt in der sexuellen Identität und Orientierung." Ein wertschätzender Umgang mit diesen Unterschiedlichkeiten und mit Diversität solle "in den Pfarreien und Einrichtungen des Bistums aktiv gefördert werden". – In dem Beitrag des Deutschlandfunks geht es um die Geschichte eines Mannes, der wegen seiner Homosexualität das Priesterseminar verlassen musste. (KNA)