Bischöfe in Baden warnen vor falscher Unterstützung

Erzbischof Heße: An Demos gegen Rechtsextremismus teilnehmen

Veröffentlicht am 20.01.2024 um 11:46 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg/Freiburg ‐ Als Reaktion auf die "Remigration"-Pläne finden in ganz Deutschland Demonstrationen gegen Rechtsextremismus statt. Kirchliche Stimmen unterstützen die Proteste – und äußern sich direkt sowie indirekt auch zur AfD.

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Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ruft dazu auf, sich an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zu beteiligen. "Ich bin bewusst dabei, weil ich mich als Staatsbürger dafür einsetze, dass unsere freiheitliche Grundordnung in Deutschland weiter stabiles Fundament unseres Zusammenlebens ist", sagte er in einem am Freitagabend vom Erzbistum Hamburg veröffentlichen Video, das während der Demonstration in der Hansestadt aufgenommen wurde. Heße fügte hinzu, er habe große Sorgen angesichts der vielen populistischen und rechtsextremen Parolen: "Und ich finde es wichtig, dass wir uns als Christen klar positionieren, zur Würde jedes Menschen stehen, vor allen Dingen auch der der Migrantinnen und Migranten. Und bewusst unsere Stimme erheben und bei solchen Veranstaltungen mit dabei sind. Das braucht die Stadt, das braucht jetzt unser Land."

Auch die Kirchen in Baden-Württemberg riefen mit Blick auf die Demonstrationen zum Widerstand gegen rechtsextreme und populistische Parteien auf. "Wir stehen als evangelische und katholische Christen zusammen gegen die rechtsextremistische Spaltung unserer Gesellschaft und für ein breites Bündnis für Demokratie und Menschenrechte", erklärten die badische evangelische Bischöfin Heike Springhart und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger am Freitag. Mit rechtsradikalen und populistischen Gruppen und ihren demokratie- und menschenverachtenden Programmen dürfe es keine Zusammenarbeit geben, forderten Springhart und Burger, ohne die AfD direkt zu nennen. Wer die Menschenwürde verletze und sich von Rassismus und Menschenverachtung leiten lasse, stehe nicht mehr auf dem Boden der Demokratie.

Wahlplakat AfD
Bild: ©picture alliance / ZB | Z6944 Sascha Steinach (Symbolbild)

Durch Recherchen des Netzwerks Correctiv ist ein Treffen von Rechtsextremen bekannt geworden, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilnahmen. Dabei sei es unter dem Schlagwort "Remigration" (Rückwanderung) um eine Strategie gegangen, Migrantinnen und Migranten aus Deutschland auszuweisen, notfalls auch unter Zwang.

Der Münsteraner Bischof Felix Genn rief zum Schutz von Migranten auf. Es gelte, diejenigen zu unterstützen, die Hilfe bräuchten oder bedroht, angegriffen oder diskriminiert würden. "Wir stehen ein für den Schutz der Schwachen, für ein friedfertiges Zusammenleben aller und für ein bedingungsloses Ja zu Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten."

Zuvor hatten auch die Bischöfe in Ostdeutschland zum Widerstand gegen rechtsextreme Politik aufgerufen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hatte explizit die AfD angegriffen. Sie habe sich "von den demokratischen Grundsätzen entfernt", sagte der Bischof und betonte: "Die Partei ist für Katholiken nicht wählbar."

Am Wochenende sind erneut Demonstrationen in vielen deutschen Städten geplant, zu denen weit mehr als 100.000 Menschen erwartet werden – unter anderem in Hannover, Dortmund, Köln, Bonn, Erfurt, München und Heidelberg. Am Freitag wurde unter anderem vor dem Dom in Münster und in Hamburg demonstriert. Dort musste die Kundgebung wegen Überfüllung sogar aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Nach Angaben der Polizei waren 50.000 Menschen dabei, die Veranstalter sprachen von 80.000. Die Demos sind Reaktionen auf ein durch Recherchen des Netzwerks Correctiv bekannt gewordenes Treffen von Rechtsextremen, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilnahmen. Dabei sei es unter dem Schlagwort "Remigration" (Rückwanderung) um eine Strategie gegangen, Migrantinnen und Migranten aus Deutschland auszuweisen, notfalls auch unter Zwang. (mpl/KNA)