"Biegen, biegen, biegen" – Der Kurs der Weltkirche in der Zukunft?
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Altbundeskanzlerin Angela Merkel war und ist Papst Franziskus verbunden. Nicht sehr viele Oberhäupter von Staaten außerhalb der Europäischen Union hat sie ähnlich oft zu Besuchen aufgesucht, wie den römischen Pontifex. In ihrer jüngst erschienenen Autobiographie "Freiheit" berichtet die bekennende Protestantin über einen ihrer Besuche bei Franziskus im Vatikan.
Sie habe dabei auch ihren "eigentlichen Sorgenpunkt" zur Sprache gebracht. Es ging um US-Präsident Donald Trump und den bevorstehenden G20-Gipfel. "Ohne Namen zu nennen fragte ich Franziskus, wie er mit fundamental unterschiedlichen Meinungen in einer Gruppe von wichtigen Persönlichkeiten umgehen würde. Er verstand mich sofort und antwortete mir schnörkellos: 'Biegen, biegen, biegen, aber achten, dass es nicht bricht'. Dieses Bild gefiel mir."
Eine Frage um Rat und ein daraufhin gegebener Rat verraten zuweilen viel über die Personen, die da miteinander kommunizieren. Franziskus' Rat legt offen, wie der von konservativen Kirchenkreisen attackierte Papst in den innerkirchlichen Auseinandersetzungen agiert. Er lässt kaum Raum für eine Strategie des Mit-dem-Kopf-durch-die Wand, kein Entweder-Oder, kein Hantieren mit Ultimaten.
Wie wird es in den kommenden Jahren weitergehen mit der Weltkirche? Frühere Päpste aus Europa waren auf das Entweder-Oder, das Ja-Nein des kirchenrechtlichen Denkens geeicht. Künftige Päpste werden dies vermutlicher weniger sein, so ähnlich wie der Argentinier Franziskus. Vermutlich kommen – angesichts der großen und polemisch beliebig aufblasbaren Gestaltungsprobleme – kirchliche Zeiten des Sowohl-als-auch.
Der Autor
Thomas Seiterich ist Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "Publik-Forum".Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.