Jetziges Vorgehen sei das, was im Rahmen der Verträge möglich sei

Diözesanrats-Chef zur Eichstätter Bischofssuche: Konkordate ändern

Veröffentlicht am 02.07.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Bei der Auswahl möglicher Kandidaten für das Amt des Eichstätter Bischofs dürfen auch Laienverbände Vorschläge einreichen. Mehr sei derzeit nicht möglich, sagt der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im katholisch.de-Interview. Er erklärt auch, welches Profil der neue Bischof haben sollte.

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Als Mitglied der Synodalversammlung war Christian Gärtner dabei, als der Handlungstext zur Bischofsbestellung verabschiedet wurde. Schon damals sei ihm klar geworden, dass es Änderungen in den Konkordaten brauche, sagt der Diözesanrats-Vorsitzende im Bistum Eichstätt im katholisch.de-Interview. Außerdem spricht er über seine ersten rund 100 Tage im Amt als Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. 

Frage: Herr Gärtner, Sehen Sie mit der vom Bistum ausgesprochenen Einladung an die Gremien den Beschluss des Synodalen Wegs zur Laienbeteiligung bei Bischofsbestellungen umgesetzt?

Gärtner: Im Rahmen des geltenden Konkordats in Bayern ist es das, was möglich ist. Das Bayerische Konkordat sieht eine Wahl der Bischöfe durch das Domkapitel ja gar nicht vor. Der Diözesanadministrator in Eichstätt hat jetzt mehrere Gremien wie den Diözesanrat, aber auch den Priesterrat oder den Diözesansteuerausschuss eingeladen, sich Gedanken über das Profil eines künftigen Bischofs und damit verbunden auch konkrete Namen zu machen. Das ist natürlich nicht das, was im Beschluss des Synodalen Wegs als Verfahren vorgesehen ist. Aber ich finde es schon mal einen sehr guten Ansatz, in dieser Form vorzugehen.

Frage: Greift der Beschluss des Synodalen Wegs also zu weit, wenn er sich gar nicht umsetzen lässt?

Gärtner: Wir hatten diese Situation ja auch in anderen Bistümern wie Paderborn oder Rottenburg-Stuttgart, wo andere Konkordate gelten, wo der Vatikan klargemacht hat, dass das Verfahren, wie der Synodale Weg es beschlossen hat, ohne Änderung der Konkordate so nicht umsetzbar ist. Trotzdem hat man in allen Bistümern aus meiner Sicht pragmatische Wege gefunden, möglichst viel Beteiligung zu erreichen. Und mir war auch schon bei der Verabschiedung des Handlungstextes beim Synodalen Weg klar, dass man an den konkordatären Regelungen arbeiten muss, wenn man ihn umsetzen will.

„Außerdem muss es jemand sein, der es schafft, das ganze Gottesvolk mitzunehmen, bei den schwierigen Entscheidungen, die bei uns im Bistum anstehen – gerade was Sparmaßnahmen betrifft.“

—  Zitat: Christian Gärtner über das Profil eines neuen Bischofs

Frage: Man müsste also die Konkordate überarbeiten?

Gärtner: Ja, natürlich. Und eigentlich wäre der Zeitpunkt dafür auch gar nicht schlecht: Das Bayerische Konkordat ist über 100 Jahre alt. Die Domkapitel fungierten damals als synodales Gegengewicht zu einem rein hierarchischen Verständnis. Dass zumindest in einigen Konkordaten ein Wahlrecht der Domkapitel festgeschrieben ist, zeigt ja, dass auch schon damals ein synodales Element bei der Bischofsbestellung aufgegriffen werden sollte. Meiner Ansicht nach müsste man das jetzt 100 Jahre später auf die heutige Situation der Kirche übertragen.

Frage: Viele Kirchenrechtler warnen davor, die Konkordate aufzuschnüren, weil die Regelungen zur Bischofswahl sonst im Zweifel noch weiter eingeschränkt werden könnten …

Gärtner: Wenn man das ernst nimmt, was die Weltsynode im vergangenen Jahr beschlossen hat, dann dürfte das eigentlich nicht passieren. Denn im Abschlussdokument wird festgehalten, dass es mehr Beteiligung des gesamten Gottesvolkes bei der Auswahl von Bischöfen bräuchte. Viel hängt natürlich davon ab, wie Papst Leo XIV. sich in dieser Frage positionieren wird. Aber das Bayerische Konkordat ist ohnehin ein lebendiger Vertrag und wurde in seiner Geschichte immer wieder verändert, beispielsweise im Zusammenhang mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Frage: Welches Profil sollte ein neuer Eichstätter Bischof aus Ihrer Sicht haben?

Gärtner: Dazu werden wir uns intern im Diözesanrat noch zeitnah abstimmen, da die Rückmeldefrist in dieser Woche ausläuft. Klar ist aber, dass es bestimmte Dinge gibt, die jeder Bischof mitbringen sollte. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass er als Brückenbauer auftritt. Außerdem muss es jemand sein, der es schafft, das ganze Gottesvolk mitzunehmen, bei den schwierigen Entscheidungen, die bei uns im Bistum anstehen – gerade was Sparmaßnahmen betrifft.

Bild: ©Synodaler Weg/Maximilian von Lachner (Archivbild)

Entschied sich dazu, nicht am Synodalen Ausschuss teilzunehmen: Bischof Gregor Maria Hanke. Christian Gärtner hofft, dass sein Nachfolger eine andere Entscheidung trifft.

Frage: Bischof Gregor Maria Hanke gehörte zu den Kritikern des Synodalen Wegs und nahm am Synodalen Ausschuss gar nicht erst teil. Wie hoffnungsvoll sind Sie, dass der nächste Eichstätter Bischof hier einen anderen Weg geht?

Gärtner: Die Hoffnung habe ich schon. Bischof Gregor Maria Hanke hat im Einzelfall sicher auch berechtigte Kritik am Synodalen Weg geäußert. Dass er daraus aber die Entscheidung getroffen hat, beim Synodalen Ausschuss gar nicht mehr teilzunehmen, habe ich persönlich nicht verstanden. Ich würde mir daher schon wünschen, dass ein neuer Bischof von Eichstätt an dieser Stelle eine andere Entscheidung trifft und gemeinsam mit der großen Mehrheit der Bischöfe in Deutschland an diesem Projekt aktiv mitarbeiten wird.

Frage: Sie sind nicht nur Diözesanratsvorsitzender in Eichstätt, sondern seit rund 100 Tagen auch Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Wie haben Sie sich bislang in diese Aufgabe eingefunden?

Gärtner: Ob ich das gut gemacht habe, müssen andere entscheiden. Ich persönlich fühle mich schon ganz wohl in dieser Aufgabe. Es war ja nicht alles ganz neu für mich. Mit dem neuen Präsidium sind wir gerade dabei, den Kontakt mit den einzelnen bayerischen Bischöfen aufzunehmen, um persönliche Gespräche zu führen und gemeinsam zu schauen, wie wir angesichts der aktuellen Herausforderungen mehr Partizipation von engagierten Gläubigen erreichen können. Daneben bleiben natürlich auch die politischen Themen auf der Agenda.

Frage: Welche sind das?

Gärtner: Die nächste Vollversammlung, die wir im Herbst haben, wird sich mit dem Thema Migration und Integration beschäftigen. Da versuchen wir den Kontakt zu den Fraktionen im Landtag und zur Staatsregierung zu pflegen. Das ist sozusagen unser Alltagsgeschäft.

Kreuz aus Geldmünzen
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht (Symbolbild)

Je größer die Sparmaßnahmen in den Bistümern werden, desto größer wird auch das Bewusstsein bei vielen Laien, dass man sich vernetzen müsse, sagt Christian Gärtner.

Frage: In der Kirche ist immer wieder die Rede von Spannungen und Spaltungen. Wie groß sind die aus Ihrer Sicht in Bayern?

Gärtner: Es gibt in der öffentlichen Wahrnehmung zwar immer extreme Positionen. Aber so groß, wie man sie von außen vielleicht wahrnimmt, sind die Spaltungen in der Kirche aus meiner Sicht gar nicht. Dass Alltagsleben an der Kirchenbasis nehme ich nicht so polarisiert wahr. Ich glaube, dass vielen Menschen, die sich heute in der Kirche engagieren, dieses verbindende Element des Katholischen wichtig ist. Und trotz unterschiedlicher Positionen zu einzelnen Themen habe ich doch das Gefühl, dass wir in der Kirche an einem Strang ziehen.

Frage: Laiengremien wird häufig vorgeworfen, dass sie "im eigenen Saft schmoren". Sehen Sie reformkritische Stimmen in Ihrem Gremium repräsentiert?

Gärtner: Die Basis derjenigen, die bei ums in Landeskomitee vertreten sind, engagieren sich ja irgendwo in Pfarrgemeinderäten oder Diözesanräten. Sie haben also ein Mandat bekommen. Es gibt sicherlich Gruppen, denen die ganze Richtung nicht passt und die deshalb überhaupt keinen Kontakt zu uns suchen. Manchmal frage ich mich, ob das dann auch diejenigen sind, die wir bei uns haben wollen. Und sicherlich ist es eine Frage, wie beispielsweise engagierte Gläubige aus muttersprachlichen Gemeinden bei uns vertreten sind. Auch hier ist aber die Frage, inwieweit dort ein Bewusstsein vorhanden ist, dass es wichtig ist, sich über die eigenen Gemeinden hinaus in solchen Strukturen zu engagieren. Meine Erfahrung ist aber, je größer der Druck durch diözesane Sparmaßnahmen ist, desto größer ist auch das Bewusstsein dafür, dass man sich einfach viel stärker vernetzen und die eigenen Interessen bündeln muss.

Frage: Was haben Sie sich für Ihre Amtszeit im Landeskomitee der Katholiken in Bayern vorgenommen?

Gärtner: Als Vertretung der engagierten Gläubigen in Bayern haben wir uns vorgenommen, dass wir sowohl in der Öffentlichkeit als auch gegenüber den Ansprechpartnern in Politik und Gesellschaft noch stärker wahrgenommen werden wollen. Und zum anderen braucht es unter dem Stichwort Synodalität eine größere Beteiligung aller Gläubigen bei den Entscheidungen auf allen Ebenen der Kirche.

Von Christoph Brüwer