Über 250.000 folgen dem Geistlichen in den sozialen Medien

Priester-Influencer: Paulus würde heute TikTok benutzen

Veröffentlicht am 28.07.2025 um 11:35 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ TikTok statt Kanzel? Für den jungen Priester Alberto Ravagnani ist klar, dass der Apostel Paulus heute soziale Netzwerke benutzen würde und Influencer wäre. Und warum der Katechismusunterricht heute aber ein Update braucht.

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Für den italienischen Priester und Influencer Alberto Ravagnani ist klar: Der Apostel Paulus würde heute mit Sicherheit TikTok nutzen, um über Gott zu sprechen. Das sagte er am Sonntag der italienischen Zeitung "Il Messaggero". Ravagnani ist zudem überzeugt, dass Paulus wohl auch eine eigene Plattform gegründet hätte, um Christen unterschiedlicher Herkunft und Altersgruppen miteinander zu vernetzen. 

Dem Geistlichen der Diözese Mailand folgen in den sozialen Netzwerken über 250.000 Menschen. Einfach sei es nicht, jungen Menschen Glaubensfragen näherzubringen, doch letztlich sei es "mehr oder weniger dasselbe wie im medizinischen oder wissenschaftlichen Bereich". Wichtig sei, sich kurz zu fassen: "Das Ziel bleibt eine gute Kommunikation", so Ravagnani.  

Katechismusunterricht veraltet 

Auf die Frage nach religiösem Grundwissen sagt er: "Es hängt von der Art der Ausbildung ab, die sie erhalten haben. Im Allgemeinen bleibt aber von der grundlegenden Katechese nur wenig übrig." Der klassische Katechismusunterricht funktioniert seiner Meinung nach nicht mehr – auch, weil sich die Menschen verändert hätten. "Glaube ist nichts, was man verstehen muss, sondern etwas, das man leben muss", so Ravagnani. Und: "Zuerst macht man eine Erfahrung, und erst danach versteht man sie auf rationaler Ebene. Doch die alte Vorstellung vom Katechismus setzt auf einen rationalistischen Zugang – und der hilft in unserer Zeit nicht weiter."

Derzeit findet im Vatikan ein zweitägiges Spezialevent für katholische Social-Media-Akteure statt – als Auftakt zum großen Jugendtreffen im Heiligen Jahr. Der Vatikan rechnet in den kommenden Tagen mit mindestens einer halben Million Teilnehmern aus 146 Ländern. Das Influencer-Event wurde bewusst an den Beginn der Festwoche gelegt. Auch Ravagnani nimmt gemeinsam mit einer Jugendgruppe aus seiner Pfarrei daran teil. (mtr)