Standpunkt

Weihe verheirateter Männer gegen Rom? Es muss anders gehen

Veröffentlicht am 07.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ein Theologe regt an, dass Bischöfe ohne vatikanisches Einverständnis verheiratete Männer zu Priestern weihen. Für Tobias Glenz wäre das der falsche Weg – obwohl er den Argumenten für solche Weihen voll zustimmt.

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Es ist ein interessantes Gedankenspiel, das der Theologe Ulrich Lüke in dieser Woche präsentiert hat: Zehn deutsche Bischöfe sollen aus pastoralen Gründen insgesamt 50 verheiratete Männer zu Priestern weihen – ohne die Zustimmung des Vatikans. Immerhin könnten auch Konvertiten verheiratet sein und geweiht werden, so Lüke. Dass Rom die entsprechenden Bischöfe und Priester ihres Amtes entheben würde, zweifelt er an. Doch kann ein solcher Akt des "Ungehorsams" tatsächlich der richtige Weg sein?

Keine Frage: In seinen Argumenten ist dem Theologen vollumfänglich zuzustimmen. Die katholische Kirche hat – nicht nur, aber gerade auch – in Deutschland ein massives Personalproblem. Die Priesterweihen sind auf einem historischen Tiefstand. Immer mehr Kirchen werden geschlossen, immer größere und dadurch unpersönlichere pastorale Räume entstehen. Auf Dauer kann dieser fortschreitende Rückzug keine Lösung sein, die seelsorgliche Versorgung der Menschen droht zusammenzubrechen. Es besteht also in der Tat akuter Handlungsbedarf.

Am Vatikan vorbei wird das allerdings nicht funktionieren. Bei aller Reformfreudigkeit "von unten" und gleichzeitigem Frust über ausbleibende Reformen "von oben" sollte doch klar bleiben, dass die katholische Kirche noch immer eine Weltkirche unter römischer Leitung ist. Kirchliche Erneuerung geht also immer nur im Dialog mit eben dieser Leitung, soll es nicht zu einer Spaltung kommen. Das bedeutet jedoch nicht, einfach blind zu schlucken, was von oben kommt – oder eben nicht kommt.

Vielmehr müssen Vertreter der Ortskirchen – de facto die Bischöfe – im Vatikan mit Nachdruck deutlich machen, wo ihre Probleme liegen. Und dann darauf drängen, dass Lösungen gefunden werden (die durchaus lokal sein dürfen und nicht automatisch für die ganze Weltkirche gelten müssen). Die Weihe verheirateter Männer, von "Viri probati", wäre dabei nun wirklich keine utopische und auch keine neue Option – wurde sie doch unter anderem schon bei der Amazonas-Synode gefordert und dann leider nicht umgesetzt.

Es braucht also – wie Lüke schreibt – tatsächlich mehr bischöflichen Mut. Aber Mut in der Argumentation. Mut in der Hartnäckigkeit beim Ringen um Reformen. Mut nicht gegen Rom, sondern im Gespräch und der Umsetzung mit Rom.

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.