Mit aller Kraft

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"Volle Fahrt voraus", so heißt es in der Schifffahrt, wenn man mit voller Maschinenkraft beschleunigt, um vorwärtszukommen. Die Redewendung "Mit voller Kraft voraus" betont obendrein, vollen Einsatz zu geben, um voranzukommen. Und genau diesen Einsatz will Jesus, wenn er sagt, dass wir uns mit allen Kräften bemühen sollen, durch die enge Tür zu kommen (Lk 13,24). Mit dieser engen Tür meint Jesus die Eintrittspforte und den Weg zu wahrem Leben, zur Erlösung, zu Gott. Dieser Weg ist nicht einfach zu haben, er benötigt innere Entschlusskraft, Ausdauer, Disziplin, Klarheit und Anstrengung. Jesus ist da ganz klar: Wer den Weg der Nachfolge, seiner Nachfolge gehen will, der braucht Weitblick, langen Atem und den Mut, oft auch gegen die eigene Bequemlichkeit und den Mainstream zu gehen.
Solche und noch deutlichere Aussagen macht Jesus in unserer Evangelienstelle auf die Frage: "Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?" Jesus spricht dann sehr deutlich davon, dass viele sich bemühen werden, es ihnen aber nicht gelingen wird. Dieses "sich bemühen" stößt mir auf, weil ich in meinem Umfeld immer mehr erlebe, dass es da gar kein "sich bemühen" mehr gibt. Wenn einen die Sache mit "Gott", "Jesus", "Himmel" oder "Erlösung" überhaupt noch interessiert, dann doch eher "unbemüht" oder mit einer coolen Heilssicherheit, die mich staunen lässt. Locker, bequem und leicht haben solche Zeitgenossen die innere Einstellung, den Weg zum Leben zu finden oder ihn gleich sein zu lassen.
Jesus macht solchen Einstellungen einen Strich durch die Rechnung, da ist er sehr eindeutig: Falsche Sicherheit endet nicht selten mit Heulen und Zähneknirschen (Lk 13,28). Bequem ist der Weg zum Heil nicht … und er ist auch nicht an bestimmte "Zugangsberechtigungen" wie Taufe, Zahlen der Kirchensteuer oder Gottesdienstbesuche gebunden. ABER es lohnt sich, den unbequemen Weg zu gehen. Immer wieder lohnt es sich!
Ich darf das tagtäglich im Krankenhaus erfahren, wenn meine Unlust und meine Bequemlichkeit mich abhalten wollen, Kranke, Schwerkranke, Sterbende und deren Angehörige aufzusuchen. Ich muss es aushalten, dass ich selbst fast immer mit leeren Händen komme, dass aber mein Zuhören, mein Dasein, das gemeinsame Ringen um Sinn – und das immer wieder neu – Gott Wege bereiten kann, durch die enge Tür von leidenden, zweifelnden und zerrissenen Herzen einzutreten und Heil zu schaffen. Ich darf es Gott sei Dank immer wieder erleben und dabei erfahren, dass es sich wirklich lohnt, sich zu bemühen, den schmalen und engen Weg der Nachfolge Jesu zu gehen.
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 13,22–30)
In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte.
Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.
Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan!
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Ísaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.
Der Autor
Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.
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