2024 suchten rund 3.000 Menschen Kirchenasyl auf

Kirchenasylgeber hoffen auf EU-Reform – Künftig weniger Bedarf?

Veröffentlicht am 29.08.2025 um 16:52 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Am Samstag ist Tag des Kirchenasyls. Helfer blicken vorsichtig optimistisch auf eine geplante Reform der EU, welche einheitliche Asylverfahren an den Außengrenzen verpflichten will. Doch einen gewissen Bedarf werde es weiterhin geben.

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Kirchenasylgeber hoffen, dass die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) die Lage für Flüchtlinge verbessern könnte. Das erklärte Dieter Müller, Jesuit und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Vereins Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche mit Sitz in Berlin, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum Tag des Kirchenasyls am 30. August.

"Welche EU-Mitgliedsstaaten werden dann noch mitmachen und Flüchtlinge aufnehmen? Was wird in den Lagern an den europäischen Außengrenzen passieren? Wir hoffen, dass die GEAS-Reform Verbesserungen bringt", erklärte Müller. "Es werden sicherlich weiterhin Menschen Schutz im Kirchenasyl brauchen, aber vielleicht nicht mehr im bisherigen Umfang."

Die Reform sieht vor, dass Mitgliedstaaten zu einheitlichen Verfahren an den Außengrenzen verpflichtet werden. Damit soll zügig festgestellt werden, ob Asylanträge unbegründet sind und Geflüchtete dann schneller und direkt abgeschoben werden können. Die 27 Mitgliedsstaaten haben bis Frühsommer 2026 Zeit zur Umsetzung.

Rund 3.000 Menschen in Kirchenasyl

Die Bundesarbeitsgemeinschaft rechnet damit, dass dieses Jahr ähnlich viele Menschen Kirchenasyl suchen werden wie schon 2024 – rund 3.000. Weil es in Deutschland mehr evangelische Kirchengemeinden gebe, bekämen auch mehr Flüchtlinge Asyl in evangelischen als in katholischen Kirchen, erklärte Müller. Nach wie vor seien Syrer die größte Gruppe im Kirchenasyl, gefolgt von Afghanen, Iranern und Äthiopiern: "Das liegt daran, dass wir darauf achten, dass wir Menschen ins Asyl nehmen, die im Anschluss gute Bleibeperspektiven haben." Im Schnitt lebten die Menschen drei bis vier Monate im Schutz der Kirchengemeinden.

Nahezu jeder Kirchenasyl-Fall sei ein sogenannter Dublin-Fall, bei denen Migranten aus einem sicheren Drittstaat nach Deutschland eingereist waren. Deswegen hatte es zuletzt verstärkt Kritik am Kirchenasyl gegeben. Müller betonte nun: "Für uns als Kirchenasylgeber ist es wichtig, den Finger in die Wunde zu halten. Es wäre wünschenswert, wenn Flüchtlinge nur noch in Länder rücküberstellt würden, die gut mit ihnen umgehen." Beispielsweise in Bulgarien oder Kroatien erlebten Flüchtlinge jedoch Katastrophales: "Polizeigewalt gegen Flüchtlinge und Menschenrechtsverletzungen sind dort an der Tagesordnung. Wir hatten schon Menschen mit Hundebissen und Knochenfrakturen hier. Den Geflüchteten drohen dort zudem Obdachlosigkeit und Verelendung." (KNA)