Standpunkt

Im Jahr 2025 ist das Kirchenasyl wichtiger denn je

Veröffentlicht am 20.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Gabriele Höfling – Lesedauer: 

Bonn ‐ Unter anderem wegen gestiegener Fallzahlen gibt es immer wieder Kritik am Kirchenasyl – zuletzt auch vom Kölner Sozialethiker Elmar Nass. Eine Debatte mit schwachen Argumenten und zur falschen Zeit, kommentiert Gabriele Höfling.

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Seit einigen Monaten schwelt eine Debatte um das Kirchenasyl mit Kritik unter anderem aus der Union, aber – überraschenderweise - zuletzt auch vom Kölner Sozialethiker Elmar Nass. Dabei ist das Kirchenasyl heute wichtiger denn je.

Zunächst hilft es ganz konkret, Menschen vor menschenunwürdigen Abschiebungen zu bewahren. Dass die Fallzahlen steigen und es immer mehr sogenannte Dublin-Fälle gibt, bei denen Menschen "nur" in andere EU-Länder abgeschoben werden sollen, kann nicht als Argument für eine zu weite Auslegung des Kirchenasyls herhalten. Höhere Fallzahlen sind vielmehr eine Folge davon, dass sich die staatliche Abschiebepraxis verschärft hat und sich die Zahl der Abschiebungen deutlich erhöht. Das Kirchenasyl für einige zum christlichen Glauben konvertierte Afghanen, die nach Schweden gebracht werden sollten, begründete die aufnehmende Kirchengemeinde damit, dass ihnen aus Schweden die Abschiebung zurück nach Afghanistan und damit Gefahr für Leib und Leben drohe.

Auch das Argument, durch das Kirchenasyl würde der Rechtstaat beschädigt, überzeugt nicht. Zwar gibt es in dem Sinne keine rechtliche Grundlage, seit 2015 sehr wohl aber eine Vereinbarung zwischen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Kirchen. In jedem einzelnen Fall arbeiten die Kirchengemeinden eng mit dem Amt zusammen, es steht dem Staat jederzeit frei, das Kirchenasyl aufzulösen. Es ist schwer vorstellbar, dass der robuste deutsche Rechtstaat durch das abgestimmte Agieren einzelner christlicher Kirchengemeinden ernsthaften Schaden nimmt.

Besonders bedeutsam ist gegenwärtig der symbolische Wert des Kirchenasyls. In einer Zeit, in der Deutschland nach rechts rückt, setzt das Kirchenasyl ein Gegengewicht. Es steht wie ein Ausrufezeichen für eine Gesellschaft, die sich eben nicht abschotten will, sondern die Menschenrechte und -würde aller anerkennt. Diese Jahrhunderte alte Praxis christlicher Nächstenliebe darf nicht infrage gestellt werden – gerade nicht im Jahr 2025 und gerade nicht aus der Kirche selbst.

Von Gabriele Höfling

Die Autorin

Gabriele Höfling ist Redakteurin bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.