Ein ehrlicher Austausch mit AfD-Funktionären ist aussichtslos

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"Ich muss ja neutral bleiben, aber ich muss euch mal sagen, dass eure Arbeit so wichtig ist und dass ich euch richtig toll finde!" Der Satz stammt aus einem Bericht einer Gruppe "Omas gegen Rechts", die in Gießen dabei war. Ein Polizist hat ihnen diesen Satz zugeflüstert. Zuvor waren sie gebeten worden, sich in die erste Reihe zu stellen, da die Jugendlichen dort Angst hätten vor der Polizei mit ihren Wasserwerfern. Alle Omas gingen mutig nach vorn. Der Zusammenhalt zwischen Jung und Alt und die gegenseitige Fürsorge waren laut Bericht auffallend und berührend an diesem Tag. Bis auf wenige Ausnahmen haben sich die Demonstrierenden engagiert und friedlich gegen Rechtsradikalismus und für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt. Alle Gießener, die den Omas begegnet sind, zeigten sich hilfsbereit. Das Demokratiefest am Berliner Platz schuf eine Gemeinschaft, die unser Land dringend braucht und die wachsen sollte. Das Fest wurde von Kirchengemeinden, Parteien (leider ohne CDU) und Vertreter*innen sozialer Träger und lokaler Gruppen gestaltet, die sich für Gerechtigkeit und Vielfalt einsetzen. All diese Menschen verdienen Respekt und Dankbarkeit!
Im Livestream der AfD-Versammlung konnte man stundenlang rechtsradikale Wahlreden und Kommentare verfolgen. Einer der 13 gewählten Männer sprach von seiner Verbundenheit mit den Seelen der Ahnen unseres heiligen Vaterlandes. Eine der zwei Frauen erwähnte stolz ihr Engagement im rechtsextremen Frauennetzwerk "Lukreta". Nicht nur sie forderte millionenfache Remigration. Alice Weidel begrüßte die Teilnehmenden als Kaderschmiede der künftigen Führung Deutschlands. Dabei erwähnte sie explizit die Gewerkschaften, die Omas und die Antifa und sagte, sie hoffe und bete (!), dass ein solch gewaltbereites, linksextremistisches Chaos nicht noch einmal vorkommen werde.
Es ist so einfach, die Strategie der AfD zu durchschauen, insbesondere ihr Muster der Täter-Opfer-Umkehr. Hinter scheinbar höflichen Fassaden verbirgt sich ihre zerstörerische, faschistische Botschaft. Ein ehrlicher argumentativer Austausch mit AfD-Funktionären ist aussichtslos. Gespräche mit AfD-Wähler*innen hingegen können vielleicht zum Umdenken anregen. Besonders wichtig ist jedoch, die Taktiken, Interessen und Ziele der AfD immer wieder offenzulegen und sich für ein Verbot der Partei einzusetzen.
Die Autorin
Regina Nagel ist Religionspädagogin, Wirtschaftspsychologin und Autorin. Sie studiert derzeit Geschichte Europas an der FernUniversität Hagen und engagiert sich bei den Omas gegen Rechts Deutschland e.V.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.