Standpunkt

Schenken Sie sich etwas zu Weihnachten?

Veröffentlicht am 15.12.2025 um 00:01 Uhr – Von Dirk Bingener – Lesedauer: 

Aachen ‐ Weihnachten ohne Geschenke – für die meisten Menschen ist das unvorstellbar. Trotzdem oder gerade deswegen sorgt die "Geschenke-Frage" immer wieder für Streit und Stress. Dabei könnte es so einfach sein, kommentiert Pfarrer Dirk Bingener.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Schenken Sie sich etwas zu Weihnachten?

Diese Frage ist in diesen Tagen allgegenwärtig – es sei denn, die Geschenke sind schon gekauft oder es gibt in der Familie Verabredungen zum Thema. Und die Meinungen in Familie und Verwandtschaft können auseinander gehen. Denn manche kritisieren eine von kommerziellen Interessen unterwanderte Geschenkkultur oder sehnen sich nach ruhigen Tagen in der Adventszeit und fragen daher vorsichtig, ob man nicht dieses Jahr auf Geschenke verzichten könne. Passionierte Liebhaber des weihnachtlichen Schenkens treffen so auf Kritiker dessen, was liebgewonnene Tradition ist.

Dem Ganzen liegt jedoch ein Missverständnis zugrunde. Denn was wir mit "Schenken" meinen, trägt nicht selten die Züge eines Tauschhandels. Hinter dem Wunsch, auf das Schenken zu verzichten, verbirgt sich die Überzeugung, dass, wer ein Geschenk erhält, darauf vorbereitet sein sollte – und zwar mit einem passenden Gegengeschenk. Die Vorstellung, am Heiligen Abend mit leeren Händen dazustehen, während man selber beschenkt wird, ist für viele unangenehm. Und wehe dem, der seine Angehörigen in diese Lage bringt, indem er die getroffene Vereinbarung, einander nichts zu schenken, still und heimlich bricht: "Ist doch nur eine Kleinigkeit." Diese Ausrede hilft dann oft auch nicht mehr.

Dabei könnte es so einfach sein. Die Weihnachtsgeschichte selbst gibt uns das beste Beispiel dafür, was Schenken bedeutet: Gott wendet sich den Menschen zu – ohne Hintergedanken, ohne, dass er dafür je irgendwie etwas Gleichwertes erwarten könnte: gratis und vollkommen frei. Er schenkt uns seinen Sohn, als Licht in der Dunkelheit.

Wie schön wäre es, wenn wir so schenken könnten, ohne Absprache oder stille Erwartung, einfach dem Menschen, von dem wir glauben, dass er in diesem Jahr ein Geschenk besonders gut gebrauchen könnte. Als Aufmunterung oder Ermutigung, als etwas Schönes, etwas über das man sich freuen kann.

Also, schenken Sie sich etwas zu Weihnachten?

Von Dirk Bingener

Der Autor

Pfarrer Dirk Bingener ist Präsident des Internationalen Katholischen Hilfswerkes missio Aachen und des Kindermissionswerkes "Die Sternsinger" in Aachen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.