Regensburger Bischof erläutert den Hintergrund der Bußpraxis

Voderholzer verteidigt Ablass

Veröffentlicht am 18.12.2015 um 14:40 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Regensburg

Bonn ‐ Der Ablass ist besser als sein Ruf, ist Bischof Rudolf Voderholzer überzeugt. Mit Geschäftemacherei habe die theologische Praxis nichts zu tun. Sattdessen helfe sie den Gläubigen bei der Aufarbeitung ihrer Sünden - in vielerlei Hinsicht.

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Entgegen einer verbreiteten Vorstellung sei der Ablass nicht gleichzusetzen mit der Vergebung der Sünden. Diese geschehe allein in der Beichte. Ohne den Empfang des Sakraments gebe es auch keinen Ablass, betonte der Bischof. Diesen versteht er als Hilfestellung für die Gläubigen bei der Aufarbeitung ihrer Sünden: Denn mit der Beichte sei zwar die Beziehung der Menschen zu Gott geheilt. Aber es gebe auch Schuld, die weiterwirke. "Es bleibt auch nach der sakramentalen Vergebung manches wiedergutzumachen, falls das überhaupt möglich ist. Da muss man an sich arbeiten. Das kostet geistliche Mühe", erklärt Voderholzer. Hierbei helfe der Ablass.  

"Einer trägt des anderen Last"

Das gelte umso mehr, als das nicht vergebene Versagen des Einzelnen auch Folgen für die Gemeinschaft habe. Beispiele dazu gebe es in vielen Bereichen: Wenn etwa ein Politiker korrupt sei, mache sich schnell die Meinung breit, andere agierten ähnlich. Einzelne schwarze Schafe könnten so den Ruf der anderen verderben. Für die Christen als Schicksalsgemeinschaft im Glauben sei dieser Zusammenhang noch viel stärker. In der Bibel habe der Apostel Paulus geschrieben: "Leidet einer, leiden alle mit, freut sich eine, freuen sich alle (Kor 12,26)". So trage im Christentum buchstäblich "einer des anderen Last", so Voderholzer.  Auch vor diesem Hintergrund sei der Ablass eine wichtige Hilfe für die Aufarbeitung von Schuld.

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Die Bischöfe haben am Wochenende in ihren Bistümern den Start des Heiligen Jahres gefeiert. Dabei öffneten sie die Heiligen Pforten, die es zum ersten Mal nicht nur in Rom, sondern auch in den Diözesen der ganzen Welt gibt.

Gleichzeitig wies der Bischof darauf hin, dass die Gläubigen nicht nur eine Schicksalsgemeinschaft im Bösen, sondern auch im Guten seien. Und in der Geschichte hätten die Heiligen einen Vorrat an Gutem in der Welt hinterlassen, der dem Vorrat an Bösem entgegenstehe und ihn wahrscheinlich sogar überwiege. Diese Vorstellung fassen Theologen unter dem Begriff des "Schatzes der Kirche" zusammen.  Das Vorbild der Heiligen helfe den Sündigen, so Voderholzer: "Ist einer heilig, dann dürfen sich alle an ihm aufrichten und von ihm her Fürsprache, aber auch ein begeisterndes und ein verbesserndes Vorbild erhoffen."

Heilige Pforte an Karmeliterkirche

Das Heilige Jahr im Bistum Regensburg war am vergangenen Sonntag eröffnet worden. Um einen Ablass zu erhalten, ist neben der Beichte unter anderem eine Reise nach Rom, ins Heilige Land oder der Besuch einer eigens dafür benannten Kirche im Bistum erforderlich. Dort müssen die Gläubigen an einer Messe oder einem Gebet teilnehmen. Die Heilige Pforte im Bistum Regensburg liegt an der Karmeliterkirche St. Joseph, der Beichtkirche der Diözese. (gho)

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