Nach dem 25. Dezember folgen weniger bekannte Gedenktage

Vergessene Feste in der Weihnachtszeit

Veröffentlicht am 23.12.2021 um 14:01 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 

Bonn ‐ Nach den zwei Feiertagen ist Weihnachten vorbei, oder? Nein, denn die Geburt Jesu hat in der Kirche einen langen Nachklang. Katholisch.de stellt die (fast) vergessenen Kirchenfeste der Weihnachtszeit vor.

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Den ganzen Advent lang haben wir uns auf Weihnachten vorbereitet, gekrönt von einem Festmahl an Heiligabend. Wir haben Weihnachtsfeiern abgehalten und das Haus geschmückt. Am Abend des 25. Dezember ist dann auch mal gut mit Weihnachten, oder? Nein, eigentlich beginnt die Weihnachtszeit dann erst, denn die ganz großen Hochfeste der Kirche wie die Geburt Jesu und Ostern haben einen Nachklang.

Fast jeden Tag folgt ein weiteres weihnachtliches Fest – nicht nur Silvester und Dreikönig. Zugegeben: Nicht alle sind gleichermaßen bekannt. Und dann kommt auch noch das Fest der Heiligen Familie dazu, das jedes Jahr an einem anderen Tag dazwischenfunkt. Aber der Reihe nach: Katholisch.de stellt diese Feste und ihre Besonderheiten vor. Es beginnt mit der Weihnachtsoktav, dem festlichen Zeitraum von acht Tagen nach Heiligabend.

Nach dem ersten Feiertag folgt am 26. Dezember der Stephanustag. Direkt nach der festlichen Besinnlichkeit geht es hier um den gewaltsamen Tod eines Diakons, des ersten Christen, der wegen seines Glaubens umgebracht wurde. In Deutschland nahmen viele Christen den Tag zum Anlass, für die Märtyrer von heute zu beten. Seit 2012 begehen auch die Katholiken den Stephanustag als Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen. Die Nähe des Märtyrerfestes zum Weihnachtsfest zeigt, dass der christliche Glaube auch an Weihnachten das Kreuz nicht ausblendet. Weihnachten selbst ist nicht nur ein Fest der Geburt Jesu, sondern auch all dessen, für das Jesus steht: der Sohn Gottes, der den Tod erlitt und am dritten Tag auferstanden ist. Das zeigt sich auch am lateinischen Namen für den Oktavtag (den achten Tag nach Jesu Geburt) am 1. Januar: Der lautet einfach "octava Domini", also Oktave des Herrn, und schließt so den gesamten Christus mit ein.

König Herodes befiehlt den Kindermord von Betlehem, dargestellt in einem Gemälde des 15. Jahrhunderts.
Bild: ©picture alliance / akg-images

König Herodes befiehlt den Kindermord von Betlehem, dargestellt in einem Gemälde des 15. Jahrhunderts. Zu ihrem Gedenken wird am 28.12. das Fest der unschuldigen Kinder begangen.

Am 27. Dezember gedenkt die Kirche normalerweise des Evangelisten Johannes. Der Evangelist ist der Überlieferung nach identisch mit dem Apostel Johannes und soll auch die Offenbarung, das letzte Buch der Bibel, geschrieben haben. Sein Fest entfällt in manchen Jahren, weil stattdessen die Heilige Familie gefeiert wird. Deren Festtag begehen die Katholiken immer am Sonntag in der Weihnachtsoktav und damit irgendwann zwischen dem 26. und 31. Dezember, im Jahr 2017 an Silvester. Wenn kein Sonntag in die Weihnachtsoktav fällt, wird die Heilige Familie am 30. Dezember gefeiert. Es handelt sich hierbei um ein jüngeres Fest. Im 19. Jahrhundert hatte die Verehrung der Heiligen Familie von Nazaret stark zugenommen. Von Kanada ging sie schließlich um die Welt, bis das Fest 1921 von Benedikt XV. für die Weltkirche verbindlich eingeführt wurde. Da auch die Heilige Familie gesellschaftlichen Herausforderungen ausgesetzt war – ein Beispiel ist die Flucht nach Ägypten –, kann sie heute ein Vorbild für guten Umgang miteinander sein.

Herodes lässt die Kinder Bethlehems töten

Am 28. Dezember begeht die Kirche das Fest der unschuldigen Kinder, das auf einen Bericht aus dem Matthäusevangelium (2,13-18) zurückgeht: Nachdem König Herodes von der Geburt Jesu gehört hatte, schickte er die Sterndeuter los, um nach ihm zu suchen. Als sie nicht zu ihm zurückkehrten, wurde der König zornig. Er ließ aus Angst um seinen Thron alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem und Umgebung töten. Josef aber war nach der Warnung eines Engels mit Maria und Jesus nach Ägypten geflohen, um den Sohn Gottes in Sicherheit zu bringen. Die alten Kirchenväter bezeichneten die Kinder später als erste Märtyrer, die an Jesu Stelle gestorben seien. In den vergangenen Jahren änderte sich die Deutung in Richtung Schutz des ungeborenen Lebens.

An den folgenden Oktavtagen geht es in den Evangelien um das Zeugnis zweier Seher: Der greise Simeon und die Prophetin Hanna sehen das Jesuskind im Tempel, erkennen es als den Retter Israels und preisen Gott. Alternativ wird am 29. Dezember eines weiteren Märtyrers gedacht: Canterburys Erzbischof Thomas Becket (1118-1170) wurde von Häschern des Königs in seiner eigenen Bischofskirche erschlagen. 

Szene auf einem bunten Kirchenfenster: Johannes tauft Jesus.
Bild: ©zatletic/Fotolia.com

Jesus lässt sich durch Johannes den Täufer im Jordan taufen. Mit der "Taufe des Herrn" endet die Weihnachtszeit.

Wenn alle am 31. Dezember Silvester feiern, kommt nur wenigen in den Sinn, dass an dem Tag auch eines gleichnamigen heiligen Papstes (314-325) gedacht wird. Eine weit größere Bedeutung hat jedoch der darauffolgende Tag: Neujahr ist der Oktavtag von Weihnachten und zugleich ein Marienhochfest. Der Gedenktag der Gottesmutter war wohl das erste Marienfest der römischen Kirche und geht auf die Zeit vor dem Konzil von Ephesus (431) zurück. Im Laufe der Zeit geriet es aber wegen der zunehmenden Bedeutung der Marienfeste am 25. März und am 15. August wieder in den Hintergrund. Zudem gedachte man lange Zeit am 1. Januar auch der Beschneidung Jesu, ein Brauch, der aus Spanien stammte. Die Doppelung wurde erst bei der liturgischen Erneuerung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) abgeschafft. Und es kam ein weiterer Aspekt hinzu: Seit 1968 ist der erste Tag des Jahres auch der Weltfriedenstag. Die Päpste veröffentlichen stets im Dezember eine Botschaft für diesen Tag.

Der heiligste Name Jesu ist seit 2002 ein nicht gebotener Gedenktag, der am 3. Januar gefeiert wird. Vor allem in der Ostkirche wird die Anrufung des Namens Jesu gepflegt; im Westen wird er seit dem 15. Jahrhundert verehrt – insbesondere von Franziskanern. Das 1721 eigeführte Fest wurde zunächst an unterschiedlichen Tagen begangen. In der Anrufung des Namens Jesu erbitten Christen die helfende Gegenwart Jesu in den Anliegen unserer Zeit.

Das Dreikönigsfest heißt auch "Erscheinung des Herrn"

Es geht weiter mit einem weihnachtlichen Fest, das vor allem deshalb bekannt ist, weil Kinder als Sternsinger verkleidet durch die Straßen gehen und die Häuser segnen. Am 6. Januar feiern die Christen das Dreikönigsfest, das auch "Erscheinung des Herrn" genannt wird. Früher sprach man auch von der "Epiphanie" und tut es in der evangelischen Kirche immer noch. Es wird noch einmal an die menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi erinnert – und an den Besuch der drei Sterndeuter oder Könige, die das Jesuskind an der Krippe verehrten (Mt 2).

Erst am Sonntag nach Dreikönig, also zwischen dem 7. und 13. Januar, endet die Weihnachtszeit. Die Kirche feiert dann die "Taufe des Herrn", mit der Jesus öffentliches Auftreten beginnt. Während bis dahin die liturgische Farbe festliches Weiß ist, ziehen Geistliche tags darauf in Grün in die Kirche ein, der Farbe für gewöhnliche Sonn- und Werktage. Dann hat das Feiern wirklich ein Ende. Obwohl: Es gibt im Kirchenjahr auch dann noch Tage, die die Gläubigen noch einmal an das Weihnachtsereignis erinnern sollen: Etwa die Darstellung des Herrn am 2. Februar oder die Verkündigung des Herrn am 25. März.

Von Agathe Lukassek

Linktipp: Weihnachten im Februar?

Für viele endet erst mit "Maria Lichtmess" die Weihnachtszeit. Doch geht sie nicht eigentlich schon am Fest der "Taufe des Herrn" zu Ende? Katholisch.de hat beim Deutschen Liturgischen Institut in Trier nachgefragt.

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Christliche Feste gibt es viele im Jahr - bekannte und weniger bekannte. Katholisch.de stellt in dieser Übersicht die Feste des liturgischen Jahres sowie andere wichtige Feiertage vor.

Dieser Text ist erstmals am 27.12.2015 erschienen und wurde 2021 aktualisiert.