Stefan Sander will Profil des Diakonenamts überdenken

Theologe will Diakonat für Frauen öffnen

Veröffentlicht am 31.05.2016 um 09:40 Uhr – Lesedauer: 
Theologie

Rom ‐ Gegen den Frauendiakonat sprechen keine dogmatischen Gründe, sagt Stefan Sander. Der Theologe möchte das Amt insgesamt neu ausrichten und kritisiert dabei eine Studie der Glaubenskongregation.

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Sander hält sich derzeit zu einem internationalen Treffen in Rom auf. Am Samstag wird er mit anderen Experten von Papst Franziskus empfangen. Eine "diakonische Kirche" brauche den Diakon, und eine diakonische Kirche brauche die Frauen, betonte Sander. Zugleich stellte er sich hinter die Mahnung des Papstes, Diakone sollten nicht Priester "nachäffen". Nötig sei eine je eigene Ausprägung beider Ämter, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ermöglicht habe. So müsse man, anders als der heutige Glaubenspräfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller in einer Studie von 2004, den Diakon nicht unbedingt auf eine Rolle als "Helfer des priesterlichen Dienstes" festlegen.

Sander warb dafür, Diakon und Priester als "zwei Arme" des Bischofs  zu verstehen. Es würde der Kirche guttun, "unterschiedliche Ämter nebeneinander stehenzulassen", ohne sie hierarchisch zu ordnen. Damit stellte er auch die derzeitige katholische Praxis in Frage, in der die Diakonenweihe auch als Vorstufe zur Priesterweihe gespendet wird. 

Sander verweist auf die Zeit der Alten Kirche

Für die Möglichkeit durchgreifender Neuerungen in der katholischen Ämtertheologie verwies Sander auf die Einrichtung des Diakonats in der Urkirche: Der Bericht in der Apostelgeschichte (6,1-7) im Neuen Testament belege, dass "aus einer Not heraus" auch ein zuvor nicht vorhandenes Amt geschaffen werden könne. Ein neues und eigenes Profil von Diakonen als "Botschafter Jesu Christi" gäbe der katholischen Kirche stärkere Chancen in ihrer augenblicklichen Verkündigungssituation, so Sander, der selbst kein Diakon ist.

Weltweit arbeiten in der katholischen Kirche rund 45.000 Ständige Diakone. Das Weiheamt steht auch verheirateten Männern offen. Das Tätigkeitsprofil von Diakonen ist international unterschiedlich ausgeprägt. In Gottesdiensten dürfen sie predigen, aber nicht die Eucharistiefeier leiten. Diakone sind kirchenrechtlich Kleriker; um ihre Belange kümmert sich im Vatikan aber nicht die Kleruskongregation, sondern die Bildungskongregation oder der Rat für die Neuevangelisierung. (KNA)

Linktipp: "Franziskus hat die Diskussion wieder eröffnet"

Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat ausführlich über die Rolle der Frau in der Kirche geforscht. In den Äußerungen des Papstes rund um einen Diakonat für Frauen sieht er den Beginn einer neuen Debatte.