Nicht die Logik der Gegner adaptieren

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Der Mord an dem Priester Jacques Hamel in einer Kirche während der Messe markiert eine weitere schreckliche Eskalationsstufe des islamistischen Terrors in Europa. In den heiligen Raum, den heiligen Ritus einzugreifen, ist ein erneuter Tabubruch. Der Publizist Alexander Kissler schreibt, damit werde das ganze Christentum angegriffen. Dieser Beschreibung kann man zustimmen. Wenngleich der Christenhass des "Islamischen Staates" in Syrien schon länger wütet und nur der Entfernung wegen nicht weniger schrecklich ist. Auch die Hinrichtungen durch Kreuzigung verhöhnen das Christentum in einer üblen Weise. Dass jetzt etwa Kirchen in Deutschland mehr zu gefährdeten Orten geworden sind, ist furchtbar. Doch das Christentum gibt es nur global – und wird schon lange weltweit angriffen.
Doch was muss die Schlussfolgerung aus diesem Angriff, aus den Angriffen sein. Verteidigung? Gegenangriff? Kapitulation gar? Alles untauglich. Um das Christentum zu weiter zu tragen, sind militärische Kategorien völlig stumpf – sie bewirken das Gegenteil. Man mag es den naiven Kern des Christentums nennen, dass es seine Stärke allein aus Demut, Gottvertrauen und Liebe gewinnt. Alles andere ist schon eine Adaption der Logik der Gegner. Hier etwa die Gruppenidentität der Christen gegen eine amorphe Gruppenidentität der Islamisten – oder noch schlimmer: der Muslime – setzen zu wollen, muss scheitern, weil dann vom Evangelium schlicht nichts übrig bleibt. Darauf hat der Papst auf seinem Rückflug von Polen auch noch einmal hingewiesen. Und genau dass ist von Jacques Hamel zu lernen, der eben bis zu seinem Tod auf den Dialog mit des Muslimen seiner Nachbarschaft gesetzt hat. Deswegen war es so beeindruckend, dass am Sonntag viele Muslime in Frankreich christliche Gottesdienste besucht haben, weil sie damit dem Christen und Märtyrer Hamel die Ehre erwiesen haben.
Zugleich ist es falsch, wenn Verbindungen zwischen Islam und Islamismus geleugnet werden. "Der Islamismus wurzelt im Alltagsislam", sagt der Psychologe Ahmad Mansour. Das bedeutet sehr wohl, dass die muslimische Gemeinschaft die Aufgabe und Pflicht hat, mehr noch gegen Ideologisierung, Radikalisierung und Gewaltverherrlichung anzugehen. Da gibt es Nachholbedarf. Keineswegs lässt sich der Terror aber dadurch zurückdrängen, dem Islam oder den Muslimen generell eine Mitschuld zu geben. Im Gegenteil: Das schürt den Terror. Und schwächt das Christentum noch mehr.