Argentinier feiern neuen Papst Franziskus

Viva el papa

Veröffentlicht am 14.03.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Bergoglio wurde am 13. März 2013 vom Konklave zum neuen Papst gewählt. Papst Johannes Paul II. überreicht Jorge Mario Bergoglio SJ, Erzbischof von Buenos Aires, das Birett.
Bild: © KNA-Bild
Lateinamerika

Buenos Aires ‐ Selbst die sonst so schnellen argentinischen Medien wurden von der Nachricht aus dem Vatikan völlig überrascht: Der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist Franziskus, neuer Papst der römisch-katholischen Kirche. Die Tageszeitung "Clarin" schaltete am schnellsten. Sie hatte bereits wenige Sekunden nach Bekanntwerden die Schlagzeile online: "Der neue Papst kommt aus Argentinien."

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Der 76-jährige Jesuit ist der erste Lateinamerikaner auf dem Papstthron. Die Entscheidung für ihn erfolgte am Mittwoch im fünften Wahlgang des Konklaves. Genüsslich zitierte Clarin die ersten Worte des Landsmannes: "Die Kardinäle haben den neuen Papst am Ende der Welt gesucht."

Die argentinische Staatspräsidentin Cristina Kirchner gratulierte Franziskus zu seiner Wahl wenig später mit einem Glückwunschschreiben: "In meinem Namen, im Namen der argentinischen Regierung und als Repräsentantin des Volkes in unserem Land möchte ich Sie grüßen und Ihnen meine Glückwünsche zur Wahl ausdrücken", schrieb Kirchner. Es sei der Wunsch der argentinischen Regierung, dass die pastorale Arbeit des neuen Papstes in den Bereichen Gerechtigkeit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Frieden der Menschheit fruchtbar sei.

Distanziertes Verhältnis zur Politik

Zu Kirchner hatte Bergoglio in der Vergangenheit ein distanziertes Verhältnis. Während ihrer Amtszeit und auch während der ihres Mannes und Vorgängers Nestor gab es nur wenige direkte Treffen. Die Tageszeitung "La Gaceta" schrieb am Abend, Bergoglio sei stets ein "moderater Kritiker" des Kirchnerismus gewesen.

Schnell war auch der argentinische Fußball-Erstligist San Lorenzo, der auf die Wahl von Papst Franziskus reagierte und ein Foto des neuen Kirchenoberhauptes mit dem Wappen des Klubs veröffentlichte. "Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist Fan von San Lorenzo und der erste südamerikanische und argentinische Papst" twitterte der Klub aus Buenos Aires. Argentinische Medien berichteten unterdessen, Hunderte von Gläubigen hätten während eines Gottesdienstes in der Hauptstadtkathedrale spontan Beifall geklatscht, als bekannt wurde, dass der neue Papst aus Argentinien kommt.

Lateinamerika freut sich

Die ersten Stimmen aus Lateinamerika sind positiv: Guatemalas Erzbischof Oscar Julio Vian würdigt die Wahl von Papst Franziskus als "Nachricht des Jahrhunderts" für die lateinamerikanische Kirche.

Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto zeigte sich hochzufrieden und begrüßte mit "großer Freude" den ersten Papst aus Lateinamerika. Hermes Juan Binner, Präsident der sozialistischen Partei Argentiniens, twitterte: "Wir kennen ihn. Er ist ein Mann des Dialogs. Wir hoffen, dass er uns hilft, den Frieden zwischen uns zu finden."

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Video: © katholisch.de

Franziskus ist der neue Papst. Katholisch.de kommentiert die Bekanntgabe und die ersten Worte des Papstes live aus dem Studio und vom Petersplatz in Rom.

Bergoglio galt bereits im Konklave 2005 als einer der Favoriten, unterlag aber Joseph Ratzinger. Er stammt aus dem nach Gläubigenzahlen katholischsten Kontinent der Welt. Noch nie zuvor nannte sich ein Papst Franziskus.

Der mittelalterliche Gründer des Armutsordens aus Assisi spielt eine große Rolle in Lateinamerika mit seiner befreiungstheologischen Tradition. Der erste Kardinal aus Lateinamerika war Joaquim Kardinal Arcoverde de Albuquerque Cavalcanti aus Rio de Janeiro. Er war erster Kardinal Brasiliens und Lateinamerikas.

Erst vor wenigen Wochen hatte Bergoglio noch einen tiefgreifenden Wandel in der Gesellschaft seines Heimatlandes gefordert. Die Argentinier hätten sich mittlerweile an die "Dämone des Geld-Imperiums" wie den Drogen- und Menschenhandel sowie die Korruption gewöhnt. Das führe zu Gewalt, die ganze Familien zerstöre. Besonders Kinder aus den ärmeren Bevölkerungsschichten seien von dieser Entwicklung betroffen, betonte er. All das führe zu einer Vernichtung von würdevoller Arbeit und einer fehlenden Zukunftsperspektive.

Von Tobias Käufer (KNA)