Görlitzer Bischof betont missionarisches Anliegen des Vatikan-Dokuments

Ipolt: Instruktion zielt nicht auf "Alleinherrschaft" des Priesters ab

Veröffentlicht am 29.07.2020 um 10:42 Uhr – Lesedauer: 

Görlitz ‐ Den Klerikalismus-Vorwurf, den viele Beobachter gegen die neue Vatikan-Instruktion erheben, kann der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt nicht nachvollziehen. Zudem dürfe bei aller Kritik das Grundanliegen des Dokuments nicht übersehen werden.

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Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt erkennt in der Vatikan-Instruktion zu Gemeindereformen und Pfarreileitungen keine Fixierung auf die Rolle des Priesters. "Ich kann aus diesem Dokument nicht eine 'Alleinherrschaft' des Pfarrers herauslesen", teilte Ipolt am Dienstagabend mit. Das Papier verpflichte den Pfarrer zur Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gremien der Pfarrei. Gerade die Kirche in Deutschland habe damit langjährige und gute Erfahrung. "Wer hier aus welchen Gründen auch immer Klerikalismus wittert, hat diese Hinweise wohl übersehen."

Die Instruktion bekenne sich "eindeutig" zur sakramentalen Struktur der Kirche, so der Görlitzer Oberhirte weiter. "Das bedeutet aber vor allem, dass es Christus ist, in dessen Auftrag alle handeln und der Pfarrer die Aufgabe hat, gemeinsam mit den getauften Frauen und Männern in seiner Gemeinde diese Kirche vor Ort (…) aufzubauen." Er habe den "Dienst der Einheit der verschiedenen Charismen und Beauftragungen" und müsse dafür Sorge tragen, dass die verschiedenen christlichen Gemeinschaften innerhalb einer Pfarrei "beim Herrn bleiben", was vor allem durch die Feier der Eucharistie geschehe. "Ich bin als Bischof sehr dankbar dafür, dass viele Frauen und Männer in unseren Gemeinden diesen Dienst der Leitung verstehen und unterstützen und aus der Kraft ihrer Taufe und Firmung dabei geistlich mitwirken", betont Ipolt.

"Letztlich geht es um die neue Evangelisierung"

Laut dem Görlitzer Bischof darf bei aller derzeitigen Kritik an der Instruktion ihr missionarisches Kernanliegen nicht kleingeredet und übersehen werden. "Letztlich geht es um die neue Evangelisierung, die Papst Franziskus immer wieder insbesondere der Kirche in Deutschland ans Herz legt." Auch wenn die Instruktion im zweiten Teil stark von kirchenrechtlichen Fragen geprägt sei, gehe es ihr "um eine Umkehr und um die missionarische Sendung jeder Pfarrei – nicht allein und zuerst um Strukturen". In jeder Struktur müsse der Grundauftrag der Kirche neu entdeckt und in den Blick genommen werden, wozu Kirche da sein solle und wie sie "transparenter auf Gott hin werden" könne. "Dieser Aufgabe möchte ich mich als Bischof eines kleinen Diasporabistums im Osten Deutschlands mutig stellen."

Am Montag der vergangenen Woche hatte die vatikanische Kleruskongregation die Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" veröffentlicht. Sie besagt unter anderem, dass Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen sind. Auch Teams aus Geweihten und Nicht-Geweihten sind demnach nicht zulässig. Stattdessen wird die Leitungsrolle des Pfarrers betont. Die große Mehrheit der deutschen Bischöfe übte Kritik an dem Papier und bezeichnete es unter anderem als realitätsfern und rückwärtsgewandt. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode etwa sieht in dem Papier eine "Umkehr zur Klerikalisierung". Einige Oberhirten kündigten an, trotz der Instruktion an ihren Plänen zu Pfarreienreformen festzuhalten.

Andere Bischöfe hingegen begrüßten das Dokument wegen seiner missionarischen Stoßrichtung, beispielsweise der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der Augsburger Bischof Bertram Meier und der Eichstätter Oberhirte Gregor Maria Hanke. Auch der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper erklärte, dass er dem Dokument Positives abgewinnen könne. (mal)