Neue Details in Auseinandersetzung um Oko-Text zu Homosexuellen

"Theologisches"-Herausgeber greift Priester Rothe an – der wehrt sich

Veröffentlicht am 20.09.2021 um 12:09 Uhr – Lesedauer: 

Köln/München ‐ In der Auseinandersetzung um einen Artikel über Homosexuelle des polnischen Priesters Dariusz Oko hat der Herausgeber der Zeitschrift "Theologisches" neue Details verraten – und den Priester Wolfgang F. Rothe scharf angegriffen. Der antwortet.

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In der Auseinandersetzung um einen Artikel des polnischen Priesters und Publizisten Dariusz Oko in der Zeitschrift "Theologisches" sind neue Details bekannt geworden. Wie aus dem Editorial des Herausgebers Manfred Hauke in der aktuellen Ausgabe September/Oktober 2021 hervorgeht, wurde Johannes Stöhr, der verantwortliche Redakteur von "Theologisches", Ende Juni vom Amtsgericht Köln wegen Volksverhetzung in zwei Fällen mit einem Strafbefehl in Höhe von 9.100 Euro belegt. Die Strafe gegen Stöhr lag damit deutlich über der Strafe gegen Oko, gegen den eine Woche später ein Strafbefehl in Höhe von 4.800 Euro erlassen worden war. Auch die Strafe im Verfahren wegen Volksverhetzung gegen den Bremer Pastor Olaf Latzel im November vergangenen Jahres war mit 8.100 Euro geringer ausgefallen als gegen Stöhr. Da Stöhr und Oko Einspruch gegen die Strafbefehle eingelegt haben, kommt es in der Causa vermutlich zu einer Hauptverhandlung.

Konkret geht es in der Auseinandersetzung um einen Artikel Okos von Anfang des Jahres. Unter der Überschrift "Über die Notwendigkeit, homosexuelle Cliquen in der Kirche zu begrenzen" hatte der Geistliche in der Ausgabe Januar/Februar eine angebliche Dominanz Homosexueller in der katholischen Kirche beklagt und homosexuelle Priester als Gefahr für die Kirche beschrieben. Unter anderem bezeichnete Oko homosexuelle Geistliche als "eine Kolonie von Parasiten", "Krebsgeschwür" und "homosexuelle Plage", die Rechte Homosexueller seien eine "Homo-Ideologie" und "Homo-Häresie". In der Ausgabe vom März/April hatte Oko dann einen zweiten Teil des Artikels veröffentlicht, in dem in ähnlicher Weise geurteilt wurde. In diesem Text schrieb Oko unter anderem, dass es notwendig sei, in der Kirche "ein ganzes System zum Schutz 'wehrloser Erwachsener' zu schaffen, die zum Opfer von homosexuellen Raubtieren in Soutane oder Kutten geworden sind oder werden könnten".

Scharfe Vorwürfe aus Polen gegen die deutsche Justiz

Nach der Veröffentlichung des ersten Artikels hatte der Münchner Priester Wolfgang F. Rothe, der sich für die Rechte Homosexueller in der Kirche engagiert, Oko und Stöhr bei der Staatsanwaltschaft Köln wegen Volksverhetzung angezeigt. Ende Juli war dann bekannt geworden, dass das Amtsgericht Köln Strafbefehle gegen Oko und Stöhr erlassen hatte. Die Auseinandersetzung um den Artikel hatte vor allem in Polen, dem Heimatland Okos, eine erregte Debatte und scharfe Vorwürfe gegen die deutsche Justiz zur Folge. Oko selbst beharrte Ende Juli im polnischen Fernsehen darauf, einen wissenschaftlichen Artikel geschrieben zu haben. "Ich sammle bekannte Fakten über Homosexuelle in Soutane und ihre Gewohnheiten", so Oko wörtlich. Zugleich empörte er sich über das Kölner Urteil. Die Deutschen wollten ihn ins Gefängnis stecken, obwohl seine Großeltern Juden vor den Nazis gerettet und dafür ihr Leben riskiert hätten.

Bild: ©picture alliance/dpa/Felix Hörhager

Mit seiner Anzeige hatte der Münchner Priester Wolfgang F. Rothe den "Fall Oko" ins Rollen gebracht.

In seinem aktuellen Editorial verteidigt Herausgeber Hauke erneut Okos Text. Es sei zu würdigen, dass der Autor "mit großem Mut und umfangreichen Nachforschungen" auf ein Übel verweise, das eigentlich allen Gruppen in der Kirche ein Anliegen seien solle. Zugleich verweist er darauf, dass er und Stöhr nicht "allen Ausdrucksweisen und einzelnen Thesen" in Artikeln der Zeitschrift zustimmten. "Unser Impressum betont ausdrücklich: 'Nicht alle Deutungen und Meinungsäußerungen in unserer Zeitschrift entsprechen immer und in jedem Fall den Auffassungen des Herausgebers.'" Manche Artikel, so Hauke, böten durchaus Anlass für eine kontroverse Diskussion. Die Folge der Auseinandersetzung um Okos Text sei, dass die Formulierungen in den Texten in "Theologisches" künftig noch genauer bedacht werden müssten. "Diese größere Vorsicht soll freilich nicht auf Kosten der Wahrheit gehen", so Hauke. Vor dem "degenerierten Zeitgeist" wolle man nicht auf die Knie fallen.

Rothe: Vorwürfe des Herausgebers sind "einfach nur schäbig"

Deutlich kritisiert Hauke in seinem Text zudem das Vorgehen Rothes. Dass dieser den Artikel Okos als Äußerung des Hasses gegen Homosexuelle verleumdet habe, sei eine Diffamation; Rothe selbst nennt der Herausgeber einen "Denunzianten". Zugleich spielt Hauke auf Vorgänge in Rothes Vergangenheit an. "Vielen Zeitgenossen ist noch bekannt, wie im Jahre 2004 die Fotographie einer gleichgeschlechtlichen Kussszene unter Beteiligung Rothes als des damaligen Subregens im Priesterseminar St. Pölten einen medialen Tsunami auslöste", so Hauke, der Rothe zudem vorwirft, sich vom Katechismus verabschiedet zu haben.

Gegenüber katholisch.de bezeichnete Rothe diese Aussagen Haukes am Montag als "einfach nur schäbig". Es sei geradezu verleumderisch, wenn Hauke wortreich auf die vor vielen Jahren erhobenen Vorwürfe "angeblicher moralischer Verfehlungen" gegen ihn verweise, ohne auch nur mit einer Silbe zu erwähnen, dass mittlerweile mehr als genug Quellen öffentlich zugänglich seien, denen man entnehmen könne, was damals tatsächlich geschehen sei, so Rothe. Mit seiner Anzeige gegen Oko und Stöhr habe er nichts anderes getan, als seine staatsbürgerliche Pflicht zu erfüllen. (stz)