Zweite Synodalversammlung in Frankfurt abrupt beendet

Bätzing: Überprüfung der Beschlussfähigkeit hatte pädagogisches Moment

Veröffentlicht am 02.10.2021 um 17:16 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt am Main ‐ Nachdem am Samstagnachmittag nicht mehr die erforderlichen 154 Mitglieder der Synodalversammlung anwesend waren, ist die zweite Synodalversammlung abrupt zu Ende gegangen. Bischof Georg Bätzing erklärte bei der Pressekonferenz, warum er die Beschlussfähigkeit überprüfen ließ.

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Der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat seinen Antrag auf Festellung der Beschlussfähigkeit der Synodalversammlung verteidigt. "Es hatte für mich ein gewisses pädagogisches Moment", sagte Bätzing bei der Abschluss-Pressekonferenz des Synodalen Wegs in Frankfurt. Zuvor war die Synodalversammlung abrupt geendet, nachdem die Zahl der erforderlichen 154 stimmberechtigten Synodalen unterschritten worden war. "Es wird immer wichtiger, dass wir zusammen sind und zusammen arbeiten", so Bätzing. Das hätten viele auch in den Reaktionen auf das abrupte Ende bestätigt. 

Die besprochene Handlungsvorlage zur Rechenschaftslegung sei "kein unerheblicher Verhandlungsgegenstand" für den Synodalen Weg. "Ich möchte, dass wir diese Verhandlungen in aller Ernsthaftigkeit und zweifellos führen", so Bätzing. Dies sei nicht mehr gegeben gewesen.

Er habe nicht zu hoffen gewagt, dass so viel erreicht werden würde, fuhr der Limburger Bischof fort. "Wir haben nicht unser ganzes Arbeitspensum geschafft, aber das hing nicht am Eifer der Anwesenden." Die ganze Synodalversammlung habe unter hoher emotionaler Anspannung vieler Synodaler und Bischöfe gestanden. Es habe dennoch einen "sehr guten, sehr sachorientierten Austausch" gegeben.

Bätzing: Habe von Bischöfen Disziplin wahrgenommen

Auf die Frage, warum sich viele Bischöfe in den Anhörungen zurückgehalten haben, antwortete Bätzing, dass er von vielen Bischöfen eine gewisse Disziplin wahrgenommen habe, andere anzuhören und andere Synodale zum Zuge kommen zu lassen. In ihm sei innerhalb der Tage die Zuversicht gewachsen, dass die Bischöfe Verantwortung übernehmen würden für eine in vielerlei Hinsicht veränderte Kirche.

Angesichts der vielen Beratungsgegenstände hätten auch ihm am Donnerstag "Steine auf der Brust" gelegen, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. Diese seien aber von ihm abgefallen. "Der gute Geist von Frankfurt war wieder da." Die hohen Zustimmungen zu den besprochenen Texten bezeichnete er als "erstaunlich". Für den scheidenden ZdK-Präsidenten war es die letzte Synodalversammlung als Mitglied des Synodalpräsidiums.

Thomas Sternberg vor dem Logo des Synodalen Wegs
Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Wird bei der nächsten Synodalversammlung nicht mehr zum Synodalpräsidium gehören: Der scheidende Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg.

Die Stellvertretende ZdK-Präsidentin Karin Kortmann bezeichnete die Ablehnung der Einladung an die Spitze des Synodalen Prozesses in Rom, an der Synodalversammlung teilzunehmen, als "brüske Ablehnung". Wenn sie von Demokratie spreche, meine sie keine parlamentarische Demokratie für die Kirche. "Aber den Wunsch nach Beteiligung muss die Kirche entsprechen, um glaubwürdig zu bleiben", so Kortmann, die dem Synodalpräsidium bei der nächsten Versammlung ebenfalls nicht weiter angehören wird.

Er habe sich gewundert über die konstruktive und positive Atmosphäre. Eine "Sternstunde" sei für ihn unter anderem die Zustimmung zum Grundtext des Sexualmoral-Forums gewesen, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Wichtig sei nun der Dialog mit Rom, um auch in diesem Verhältnis Synodalität zu üben, so der Stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Mehrheit signalisiert Reformbereitschaft

Am Samstagnachmittag endete die zweite Synodalversammlung im Congress Center auf dem Frankfurter Messe-Gelände vorzeitig, nachdem die Beschlussunfähigkeit der Versammlung festgestellt worden war. Bei der dreitägigen Versammlung wurden von insgesamt 14 Grund- und Handlungstexte aus den Synodalforen 11 in erster Lesung debattiert und als Beratungsgrundlage angenommen. Zudem wurde ein Präambel- und ein Orientierungstext des Synodalpräsidiums ebenfalls angenommen. Die Mehrheit der Synodalversammlung signalisierte bei den Abstimmungen ihre Bereitschaft für weitgehende Reformen.  In zweiter Lesung bei einer der kommenden Synodalversammlungen können die angepassten Texte dann bereits von der Synodalversammlung beschlossen werden. 

Der Synodale Weg ist 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken gestartet worden. Ziel ist es, durch den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Diskutiert wird über Reformen bei der Machtaufteilung, bei priesterlichen Lebensformen, der Rolle der Frau in der Kirche und der kirchlichen Sexualmoral. Der Synodale Weg war ursprünglich auf zwei Jahre angesetzt. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten allerdings erst zwei Treffen der gesamten Synodalversammlung in Präsenz stattfinden. Bischof Georg Bätzing schlug als Präsident des Synodalen Wegs daher vor, eine fünfte Synodalversammlung Anfang 2023 anzusetzen. (cbr)