Rektorat sieht politisch motivierte Benennung

KHKT wehrt sich gegen Bezeichnung "Woelki-Hochschule"

Veröffentlicht am 02.09.2022 um 12:54 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Seit das Erzbistum Köln die Trägerschaft der ehemaligen Ordenshochschule übernommen hat, reißt die Kritik am Projekt nicht ab: zu teuer, zu konservativ, unnötig. Nun äußert sich die Hochschulleitung und fordert einen fairen Umgang.

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Das Rektorat der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) wendet sich gegen die Bezeichnung als "Woelki-Hochschule" und betont die wissenschaftliche Unabhängigkeit und Qualität der Einrichtung. In einem am Donnerstag veröffentlichten Statement distanzieren sich der kommissarische Rektor Christoph Ohly und die Prorektoren Elmar Nass und Tobias Häner von der "politisch motivierten Benennung". "Eine damit offensichtlich unterstellte Einflussnahme auf Forschung und Lehre durch kirchliche Stellen findet in keiner Weise statt und würde auch unserem Selbstverständnis als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler widersprechen", so das Statement weiter.

Die Bezeichnung sei auch unzutreffend, weil es sich bei der KHKT nicht um eine Neugründung handele. Die KHKT ist aus der 1925 gegründeten Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) der Steyler Missionare in Sankt Augustin entstanden. Die Steyler Missionare seien der Hochschule auch weiterhin eng verbunden, betont die Hochschulleitung. Das zeige sich an der Kontinuität bei den Dozierenden und dem Studium der angehenden Missionare an der KHKT. Die Hochschule habe das missions- und religionswissenschaftliche Profil der PTH übernommen und erweitert. Am neuen Standort in Köln sei es gelungen, zahlreiche nationale und internationale Kooperationen aufzubauen und die Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen und kirchlichen Akteuren zu stärken.

Fachlicher Dialog und vernünftiger Austausch von Argumenten

Ihrem Selbstverständnis entsprechend stehe die Hochschule für fachlichen Dialog und den Austausch vernünftiger Argumente. "Deshalb fragen wir, ob wirklich bewusst ist, was mit mutmaßenden Äußerungen hinsichtlich Profil, Forschung und Lehre oder mit Aktionen rund um den Standort der Hochschule vor allem den Studierenden, aber auch den Mitarbeitenden und Lehrenden zugemutet wird, die mit Freude und dem Respekt vor der Meinung des Anderen morgens an die Hochschule kommen", so das Statement weiter. Die Hochschulleitung sieht in vielen Hochschulen in privater Trägerschaft eine Bereicherung von Forschung und Lehre in Nordrhein-Westfalen und Deutschland. "Die Vielfalt von theologischen Fakultäten und Hochschulen bereichert die Qualität von Forschung und Lehre", heißt es im Statement. Diese Vielfalt mit Blick auf divergierende Positionen beschneiden zu wollen, widerspreche dem Verständnis von Wissenschaftsfreiheit und Offenheit zum Dialog der KHKT. Dazu gehöre auch, dass jeder Mensch sich in Freiheit für seinen Studienort entscheiden dürfe.

2015 hatte das Provinzkapitel der Steyler Missionare die Empfehlung ausgesprochen, die PTH angesichts der finanziellen und personellen Entwicklung des Ordens nicht mehr weiterzuführen. 2019 kündigte das Erzbistum Köln an, die Trägerschaft zu übernehmen. Im Februar 2020 wurde der Trägerwechsel vollzogen. Seitdem wird die Hochschule in Form einer gemeinnützigen GmbH betrieben, deren alleinige Gesellschafterin die Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln ist. Die Schließung des Standorts Sankt Augustin und der Umzug nach Köln-Lindenthal wurde im Juni 2020 angekündigt, seit dem Sommersemester 2021 findet der Lehrbetrieb dort statt.

Seit Monaten in der Kritik

Die Finanzierung der KTHK ist noch unklar. Die ursprünglich geplante ergebnisneutrale Finanzierung ohne Kirchensteuermittel scheint nicht mehr möglich. Laut den aktuellen Wirtschaftsplänen des Erzbistums hat sie einen Finanzbedarf von 3 Millionen Euro pro Jahr, ursprünglich wurden 1,2 Millionen Euro angesetzt. Eine staatliche Finanzierung der Hochschule gibt es nicht.

Das Hochschulprojekt steht im Erzbistum und bei Vertretern anderer Hochschulen in der Kritik. Ende August hatten vier Kölner Stadtdechanten gefordert, die Hochschule auf den Prüfstand zu stellen. Im April hatte der Diözesanrat die Auflösung der KHKT gefordert. An der Universität Bonn, wo gemäß dem Preußischen Konkordat die Priesterkandidaten des Erzbistums ausgebildet werden, haben sich der Rektor Michael Hoch und der Dekan der katholisch-theologischen Fakultät Jochen Sautermeister mit zunehmender Deutlichkeit gegen die Hochschule positioniert. Auch der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen Landesrektorenkonferenz Lambert Koch hatte sich von dem Projekt distanziert und fehlende Absprachen beklagt, die bei anderen Hochschulgründungen üblich seien. Bei der KHKT dagegen sei ein einzelnes Bistum aufgetreten, "offensichtlich ohne rechtzeitig vorher in kooperative Gespräche eingetreten zu sein, ohne hinreichende Kosten-Nutzen-Analyse und ohne die Hochschulgründung mit der bundesweiten katholischen Fakultäten- und Institutslandschaft abgestimmt zu haben", so der Rektor der Universität Wuppertal. (fxn)