Grundverschiedenes Verständnis von Synodalität

Bätzing über Franziskus: Kirchenführung durch Interviews fragwürdig

Veröffentlicht am 27.01.2023 um 13:39 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Bischof Bätzing würde lieber direkt mit Papst Franziskus sprechen, statt in Interviews von seinen Einschätzungen zum Synodalen Weg zu erfahren. Auch sonst spart er nicht mit Kritik – und spricht erstmals über einen Plan B für den Synodalen Rat.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hält es für fragwürdig, "Kirchenführung durch Interviews wahrzunehmen", wie Papst Franziskus es tue. Im Interview mit der Zeitung "Die Welt" sagte Bätzing am Freitag, dass beim Ad-limina-Besuch die Gelegenheit bestanden hätte, direkt mit den deutschen Bischöfen über den Synodalen Weg zu reden. "Warum hat der Papst nicht mit uns darüber gesprochen, als wir im November bei ihm waren?", fragte Bätzing. Einen direkten Gesprächskanal zum Papst habe er nicht. Am Mittwoch hatte Papst Franziskus in einem ausführlichen Interview den deutschen Synodalen Weg deutlich kritisiert.

Bätzing äußerte sich auch zum Schreiben der Kardinäle Pietro Parolin, Marc Ouellet und Luis Ladaria, mit dem der Heilige Stuhl der Absicht eine Abfuhr erteilt hatte, einen Synodalen Rat einzurichten, in dem Bischöfe und Laien gemeinsam beraten und entscheiden. Die Kritik darin geht nach Ansicht Bätzings nicht völlig ins Leere. Es stimme, dass es grundverschiedene Vorstellungen von Synodalität gebe: "Der Papst versteht darunter ein breites Sammeln von Impulsen aus allen Ecken der Kirche, dann beraten Bischöfe konkreter darüber, und am Ende gibt es einen Mann an der Spitze, der die Entscheidung trifft. Das halte ich nicht für die Art von Synodalität, die im 21. Jahrhundert tragfähig ist", so Bätzing. Die deutschen Bischöfe suchten dagegen im Rahmen des geltenden Kirchenrechts eine  Möglichkeit des "wirklichen gemeinsamen Beratens und Entscheidens". Wie es gelingen könne, dabei nicht die Regelungen außer Kraft zu setzen, die die Autorität des Bischofs betreffen, sei noch zu besprechen.

Rückfalloption für Synodalen Weg

Bätzing zeigte sich für einen Mittelweg offen: Die auf die Würzburger Synode (1971–1975) zurückgehende "Gemeinsame Konferenz" von DBK und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) könne in ihren Aufgaben aufgewertet werden. Bisher ist sie vor allem ein Austauschgremium zwischen Bischöfen und Laien. "Die Rückfalloption ist also: Wir bleiben bei diesem Modell und geben einfach noch wichtige Aufgaben dazu, die kirchenrechtlich machbar sind", so der DBK-Vorsitzende. Schon jetzt sei es de facto so, dass beratende Gremien etwa im Bereich der Finanzen wichtige Beschlüsse fassten, an die die Bischöfe "nur noch formal den Haken dran" machten.

Kein Verständnis zeigte der DBK-Vorsitzende für den römischen Vorwurf einer ideologisch werdenden Debatte in Deutschland, die mit dem Beispiel des Zölibats illustriert wurde. Die Frage werde schon seit 60 Jahren diskutiert, und Papst Franziskus hätte die Debatte selbst bei der Amazonas-Synode zugelassen: "Das jetzt als ideologische Debatte zu bezeichnen, wo der Heilige Geist sozusagen fluchtartig den Raum verlässt – was soll das?" 

Bätzing betonte, dass er auch persönlich vom Papst darin bestärkt wurde, dass es die Aufgabe der Kirche in Deutschland sei, die Konsequenzen aus dem Skandal sexuellen Missbrauchs zu ziehen. Das jüngste Schreiben aus dem Vatikan lasse ihn aber ebenso wie die Gespräche in Rom vermuten, "dass man die systemischen Ursachen, Hintergründe und Faktoren dieses Skandals weiter einfach nicht sehen will". Die Aussage im Vatikan-Brief, dass "auch" Kleriker unter den Missbrauchstätern in der Kirche seien, kritisierte der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der DBK, Johannes Norpoth, gegenüber katholisch.de am Freitag scharf. (fxn)