Ihm bei Missbrauch Wissen und Duldung zu unterstellen, sei "infam und irrig"

Erzbischof Gänswein verteidigt Benedikt XVI. gegen Vorwürfe

Veröffentlicht am 03.05.2023 um 13:21 Uhr – Lesedauer: 

Altötting ‐ Bei seinem Altötting-Besuch gab Erzbischof Georg Gänswein der Boulevardzeitschrift "Bunte" ein Interview. Darin verteidigt er Benedikt XVI. und seine Rolle im Missbrauchsskandal und gibt persönliche Einblicke in seine Gefühlswelt.

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Erzbischof Georg Gänswein hat Benedikt XVI. erneut in Schutz genommen und dessen Umgang mit Missbrauch in der Kirche gelobt. "Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation und später als Papst war ein Pionier in der Aufarbeitung dieses Übels", sagte Gänswein der Boulevardzeitschrift "Bunte” (Donnerstag). Ratzinger habe sich als erster Papst auf apostolischen Reisen mit Missbrauchsopfern getroffen. "Ihm Wissen und Duldung dieser Taten zu unterstellen, ist infam und irrig. Das hat brandstifterische Wirkung", betonte Gänswein.

"George Clooney des Vatikans" hat mir geschmeichelt

Gänswein bekannte in dem Interview außerdem, dass er sich durch die Bezeichnung "George Clooney des Vatikans" früher geschmeichelt gefühlt habe. Heute schmeichle ihm diese Zuschreibung aber nicht mehr. "Ich bin geist­lich reifer geworden", sagte er. Vor wenigen Wochen sagte Gänswein noch in einem Interview, er habe mit diesem Spitznamen zunächst nichts anfangen können. Der ehemalige Privatsekretär Benedikts XVI. habe im Internet nach George Clooney recherchieren müssen. Der Vergleich mit dem US-Schauspieler habe ihn dann ein wenig erschreckt und peinlich berührt. Gänswein sagte, er habe lernen müssen, mit diesen Oberflächlichkeiten umzugehen, denn das äußere Erscheinungsbild sei nur ein Aspekt eines Menschen, so der 66-Jährige.

Gänswein gab der deutschen "Bunten" ein Interview bei seinem Altötting-Besuch zum Bruder-Konrad-Fest. Dabei ging er auch auf seine Freistellung als Präfekt des Päpstlichen Hauses ein. Papst Franziskus hatte Gänswein 2020 als Präfekt des Päpstlichen Hauses freigestellt. Der Papst habe damals entschieden, dass er sich nicht mehr um die Präfektur, sondern allein um den emeritierten Papst kümmern solle, sagte Gänswein. "Das hat mich freilich gewaltig überrascht und tat mir weh", so Gänswein. Er habe diese Entscheidung als Bestrafung empfunden. "Im Laufe der Zeit kam ich zur Einsicht, dass Franziskus aus seiner Spiritualität als Jesuit gehandelt hat, wo Demütigungen eine spezielle Rolle spielen, die es geistlich zu beurteilen gilt." Er habe das akzeptiert: "Ober sticht Unter", sagte Gänswein. Er sei jedoch nicht arbeitslos. "Nach dem stressigen Umzug aus dem Kloster bin ich dabei, das Testament von Papst Benedikt zu vollstrecken. Ich bin mehr wie froh, dass ich dafür ausreichend Zeit habe", bekannte der Erzbischof. (ben)