Unterschied nur in der weltweiten Umfrage?

Nach Erfahrungen aus Amazonassynode: Kräutler vor Weltsynode skeptisch

Veröffentlicht am 21.06.2023 um 13:34 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Durch die Amazonassynode herrschte die Hoffnung, dass es zumindest regional Veränderungen in der Kirche geben könnte. Doch diese wurden enttäuscht. Genau deshalb blickt Amazonasbischof Erwin Kräutler nicht allzu optimistisch auf die Weltsynode.

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Der aus Österreich stammende langjährige Amazonasbischof Erwin Kräutler (83) ist nach den Erfahrungen der Amazonassynode skeptisch, dass es durch die bevorstehende Weltsynode zu größeren Reformen in der Kirche kommt. "Es kommt mir so vor, dass der Unterschied der gerade laufende Weltsynode zur panamazonischen Synode nur der ist, dass es sich nun um eine weltweite Umfrage handelt und die von uns angesprochenen Themen eben in allen katholischen Diözesen der Welt diskutiert und Vorschläge gemacht werden", schreibt Kräutler in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (Mittwoch online). Kräutler gehörte dem von Papst Franziskus ernannten 18-köpfigen Rat an, der die Amazonassynode vorbereitete, und nahm auch an der Bischofsversammlung im Oktober 2019 teil.

Es falle ihm schwer zu glauben, dass Papst Franziskus mit seinen 86 Jahren noch den Mut aufbringe, beispielsweise den Pflichtzölibat aufzuheben. "Eher glaube ich noch daran, dass vielleicht doch ein Weg gefunden wird, um das Frauendiakonat in der katholischen Kirche einzuführen." Mit der Amazonassynode sei eine große Chance vertan worden, diese zwei Forderungen zumindest "ad experimentum" für Amazonien zu erfüllen. Hätte man dies getan, gäbe es bei der Weltsynode eine Voraussetzung, "weltweit darüber nachzudenken, die Erfahrungen in Amazonien zu evaluieren und dann für ähnlich situierte Regionen dieselben Reformen zuzulassen". Die Teilnehmer der Amazonassynode hatten sich im Schlussdokument für die Weihe bewährter, verheirateter Männer – sogenannte "viri probati" – zu Priestern ausgesprochen. Papst Franziskus hatte diesen Punkt in seinem nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" jedoch nicht aufgegriffen.

Was blieb von den "neuen Wegen"?

Kräutler, so schreibt er, frage sich, warum Franziskus sich geweigert hat, die mit mehr als einer Zweidrittelmehrheit von der Synode verabschiedeten Vorschläge für Amazonien zu approbieren. "Warum hat er eine panamazonische Synode als Forum einberufen, um 'neue Wege für die Kirche' zu suchen und dann plötzlich einen Riegel vorgeschoben? Warum wollte er von Anfang an 'mutige Vorschläge' seitens der Bischöfe Amazoniens?" Es sei wohl leichter über eine ganzheitliche Ökologie zu sprechen als über Strukturveränderungen innerhalb der Kirche, folgert der Bischof. Gleichzeitig äußert er sein Unverständnis darüber, warum bei der Synode Kurienkardinäle, andere Kardinäle und Bischöfe, "die Amazonien und seine Probleme gar nicht kennen", Stimmrecht hatten, während den an der Synode teilnehmenden Frauen aus Amazonien bis zuletzt das Stimmrecht versagt blieb.

Seine Hoffnung auf Veränderungen in der Kirche aufgeben will Kräutler jedoch nicht. Dabei verweist er auf Papst Johannes XXIII. und das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Dieses wurde "trotz aller Unkenrufe aus der Römischen Kurie das entscheidendste kirchliche Ereignis des 20. Jahrhunderts, das der Kirche ein neues Antlitz gegeben hat". Bis heute seien zwar noch nicht alle Entscheidungen des Konzils in allen Diözesen angekommen, doch die Kirche sei eine andere geworden. "Der Geist Gottes wird auch in unserer Zeit nicht aufhören, neue Wege aufzuzeigen. Es ist sicher noch nicht aller Tage Abend", betont Kräutler. (mal)